Power to the Children

Früh übt sich!

Eine wunderbar unaufdringlich ungekünstelte Dokumentation, die die Idee der Kinderparlamente anhand von drei Dörfern in Indien – Chatti, Patti und Pondicherry – mit geschmeidiger Kamera und erstklassigen Voice-Over-Stimmen (genau so unaufdringlich) präsentiert und portiert.

Im Kleinen muss beginnen, was im Großen und schließlich weltweit gelingen und blühen soll: Demokratie und Bildung. Das ist eine der Forderungen der Kinderparlamente an die UN, dass 6 Prozent des Bruttosozialproduktes eines Landes für Bildung und 3 Prozent für die Gesundheit der Kinder, 6 + 3 = 9, ausgegeben werden soll.

Die Realisierung der Idee dieser Kinderparlamente fängt im Kleinen an, in der Nachbarschaft, in der Schule, im Dorf und so weiter.

Der Film von Anna Kersting zeigt Sitzungen der Kinderparlamente, stellt die verschiedenen Ministerinnen und Minister vor. Sie tagen einmal wöchentlich auf Teppichen, die sie unter einem Baum auslegen. Die Atmosphäre ist konzentriert und diszipliniert, sie sitzen im Kreis oder im Geviert.

Es sind naheliegende Themen, die behandelt werden, es geht hier nicht zuerst um das große Ziel des Weltfriedens oder gegen Rassimus oder gegen Krieg. Es geht um die praktische Entwicklung eines demokratischen Miteinanders als auch um die Chancegleichheit. Dass jeder zur Schule geht. Bei Schwänzern gibt es Hausbesuche von Mitgliedern des Kinderparlamentes. Sie versuchen die Ursachen herauszufinden. Meist aber verstecken sich die Schwänzer.

Die drei Dörfer sind in einer gesegneten Gegend, aber wirtschaftlich offenbar wenig erfolgreich. Von vielen Kindern arbeiten die Eltern weit weg in Indien oder gar in Dubai. Die zurückgebliebenen Männer vertun ihr Geld im Alkohol-Shop. Das ist ein gewaltiges Problem. Denn zuhause wüten die Väter, sie schlagen die Mütter, hindern die Kinder am Lernen, treiben gar Mütter und Töchter in den Selbstmord. Ein ernsthaftes Thema, dessen sich das Kinderparlament annimmt.

Einmal starten sie eine Petition, wollen 1000 Unterschriften sammeln für die Schließung der Alkohol-Shops. Dann erarbeiten sie ein Theaterstück mit Szenen aus dem Leben von Schülern. Die Proben und die Aufführung entbehren nicht der amüsanten Dreingaben und Tanz sowieso.

Ein anderes Problem ist der Müll, der überall rumliegt. Sie machen eine Demonstration dagegen und in einem Ort haben sie erreicht, dass eine Frau einmal wöchentlich den Müll einsammelt. Auch bei den nicht funktionierenden Straßenlaternen waren sie erfolgreich, die sind repariert worden.

Ein hochintelligentes, blindes Mädchen setzt die Aufnahme in eine Schule durch mit dem Argument der Inklusion. Sie darf mit einer Delegation der indischen Kinderparlamente mit zur UN in New York zum 25. Jahrestag der Ausrufung der Kinderrechte.

Ein Film, der im Kino bestens zu schauen ist, kurzweilig, nie will er Moral predigen, nie versüßlicht oder verniedlicht er die Kinder. Sie werden ernst genommen und nehmen die parlamentarischen Möglichkeiten wahr. Trotzdem bleibt noch Zeit fürs Rumtoben oder für den Sprung in ein erfrischendes Wasserloch.

Nelson Mandela: Wir können unseren Kindern eine bessere Zukunft schaffen, indem wir ihnen erlauben, für sich selbst zu sprechen.

Die deutsche Version ist in exzellentem Voice-Over, diskret, aber verständlich, wie Simultandolmetscher.

Zur Website des Films.

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