Das Prinzip Montessori – Die Lust am Selber-Lernen

Eng auf das Erziehungsideal von Maria Montessori fokussierte Dokumentation, beschränkt auf zwei Jahre der Klasse von Lehrer Christian in Roubaix, Frankreich.

Ein Nahbericht mit der Kamera konsequent auf der Höhe der Kinder zwischen 2 ½ und 6 Jahren, also im Vorschulalter. Hier lernen sie bereits lesen auf dem Wege der sanften Manipulation des Heranführens an den haptischen Umgang mit wohlpräparierten (durch Experimente herauskristallisierten) Materialien, beispielsweise Türmchenbauen aus einfarbigen Klötzchen verschiedener Größe oder durch Abfüllen vom Inhalt eines Gefässes in ein anderes.

Der Film präsentiert die Methode von Maria Montessori, indem Zitate von ihr eingesprochen werden und am Leitfaden des Interesses des Dokumentaristen Alexandre Mourot, der mit Anny Duperey und Christian Maréchal auch das Drehbuch geschrieben hat, weil er selbst Vater einer Tochter geworden ist und so unvermittelt mit den Erziehungsproblemen konfrontiert wurde.

Der Film verlässt die enge Perspektive der anmächeligen Präsentation der Methode nicht, stellt keine kritischen Fragen in Richtung Menschenbild und Geschichtsphilosophie oder dazu, dass auch diese Methode die Menschen manipuliert – auf ihre Weise, denn alles muss in dieser Schule ganz penibel präpariert sein, die Arbeitssets für die Kinder und die Pädagogen flüstern fast nur, alles dient der Lernoptimierung der Kinder.

Ganz neu ist der Ansatz nicht. Maria Montessori sagt, in diesem Alter zwischen zweieinhalb und sechs Jahren seien die Kinder am beeinflussbarsten, am lernfähigsten, am leichtesten zu prägen. Das haben schon die Jesuiten seit Jahrhunderten gesagt: gebt uns die Kinder bis 6 Jahre und sie gehören uns.

Wobei der Montessori-Ansatz, die Kinder an ihrem eigenen Entdeckungs- und Lerntrieb und an ihrer unglaublichen Konzentrationsfähigkeit zu packen, durchaus einleuchtend, sympathisch undoktrinär und unpaukerhaft ist.

Interssant wäre selbstverständlich eine Langzeituntersuchung, die zeigt, ob Menschen, die eine Montessori-Schule besucht haben, später im Leben überdurchschnittlich zur Verbesserung der Menschheit beitragen, ob überdurchschnittlich viele an die Hebel der Macht kommen, um diese Ziele zu realisieren: eine friedliche Menschheit, die nach ihren Talenten lebt.

Im Gegensatz zur nordischen Dokumentation über den Waldkindergarten Aurora, bei der die Dokumentaristin als störend und beeinflussend empfunden wurde, ist sich Mourot durchaus seiner die Situation verändernden Präsenz bewusst.

Immerhin hat er in Géraud einen Buben gefunden, der gerade in der Phase intensiver Konzentration ist, in der er alles um sich herum vergisst und also auch die Kamera und den Dokumentaristen ausblendet.

Der Film ist zu sehen als ein winziges Puzzleteile in einer Reihe von Filmen, die sich dem Thema Erziehung widmen (mehrere Links dazu in Kindheit-Bardom und damit der Zukunft unserer Gesellschaft, auch die Frage, wieviel Freiheit braucht der Mensch, wieviel Zwang; ist er von Natur aus gut oder schlecht?

Der Film selbst gleicht einem Wimmelbild zum Thema Montessori; es gibt viel zu sehen und zu entdecken bei den 28 Schülern, die die Klasse hat. Köstlich sind die etwas unförmigen Beinah-Schuluniformen, zu weite Joppen, die eine uniformhafte Individualität behaupten.

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