Following Habeck

Robert Habeck ist ein schleswig-holsteinischer Politiker und seit Ende Januar 2018 Bundesvorsitzender der Grünen.

Malte Blockhaus hat sich 2017 einige Zeit an seine Fersen geheftet, in einer Zeit, als er einerseits Minister in Schleswig-Holstein und gleichzeitig stellvertretender Ministerpräsident war und – zumindest in den Parlamentsferien – bundesweit unterwegs für die Urwahl der Grünen zur Kür ihrer Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2017.

Herausgekommen ist dank der Mäuschenmethode ein Naherlebnis, ähnlich wie in Time Trial vom schottischen Radrennfahrer Millar.

Blockhaus nähert sich mit seiner Methode dem Kick des Spitzenpolitikers, der von einem Termin zum nächsten jagt, der im Auto unterwegs ist, zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit der Bahn. Er folgt ihm auf Schritt und Tritt, setzt sich im Taxi oder in der Dienstlimousine neben ihn, steigt in den Pater Noster und filmt trotz gegenteiligem Wunsch auch abwärts. Er weicht nicht von ihm vom Auto zum Konferenzsaal, ins Studio, in den Parteitagssaal.

Blockhaus verzichtet weitgehend auf die politischen Statements, blendet schnell aus, wenn Habeck eine Rede oder ein Interview anfängt. Man spürt aber auch, dass in der Hektik eines solchen Spitzenpolitikerlebens – sowenig wie für die Familie – eigentlich kein Platz ist für so eine Dokumentation auf Tuchfühlung. Wenn man sich das praktisch vorstellt, Malte Blockhaus muss sich doch die Drehgenehmigungen besorgen, muss vor allem das Einverständnis all jener Personen haben, die mit Habeck in Kontakt kommen, sei es als Interviewer, als Konkurrenten für die Urwahl, als Mitarbeiter seines Ministeriums, Pfarrer des Dorfes, als Landwirt, als Parteimitglied.

Dabei hat der Kandidat doch gar keine Zeit für solche Zwischenabsprachen. Hin und wieder reicht es für ein kurzes Statement zum Adrenalin, zur Erschöpfung, zur kurzen Zeit, die reichen muss, um wieder Kraft zu tanken, den Stellenwert der Familie, und dass dann irgendwann auch mal genug ist.

Es ist umso anstrengender, als er vieles allein machen muss, nicht mit großem Stab, er kommt auf einer Festwiese an und hat keine Ahnung, wo er sich in den Festumzug einreihen soll, er düst vom Bahnhof mit ner Taxe ins Hotel, um zu erfahren, dass sein nächster Interviewtermin direkt beim Bahnhof ist, er hat in Schleswig-Holstein zu tun, statt dass er sich beim Grünen-Parteitag um die Spitzenkandidatur für den Bundestagswahlkampf stellen kann.

Auf dieser Tour ist er recht privat, nur mit Rucksack bepackt unterwegs, von Ort zu Ort, von Versammlung zu Versammlung, von Hotel zu Hotel und dazwischen gibt er noch Radiointerviews über Handy aus dem Hotelzimmer.

Er kommt dabei sehr sympathisch rüber. Wobei ihm alles Marktschreierische und alles Quotenschielende fehlt, was ihn wohltuend von vielen anderen Spitzenkandidaten unterscheidet, was ihm aber vielleicht genau jene wenig Dutzend Stimmen gekostet hat, die zur Wahl nötig gewesen wären. So wenig Seller-Erhgeiz er hat, so wenig Kinoehrgeiz scheint Malte Blockhaus zu haben, ihm scheint die verité wichtiger, die glaubwürdige Realität wichtiger als das blendende Verkaufsprodukt.

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