Love, Simon

No difference,

schwul ist genau so spießig wie hetero in diesem Film von Greg Gerlanti nach dem Drehbuch von Elizabeth Berger, Isaac Aptaker nach dem Roman „Simon vs. The Homo Sapiens Agenda“.

Es geht um das Coming-of-Age und Coming-Out von Simon (Nick Robinson), der gezielt mit einem Typen besetzt wurde, der zwar absolut kein Macho ist, aber auch keine dieser typischen, femininen Schwuleneigenschaften raushängen lässt. Schwulität ist bei ihm erst Fantasie und Sehnsucht. Praxis gibt es noch keine.

Simon wächst in einem Spießermilieu auf, Mittelstand, eigenes Haus, Hund, kleinere Schwester, Papa dieser typisch amerikanische Sportsmann und Mama, wie die Mamas so sind, hat wohl auch Zeit beim Schönheitschirurgen verbracht, zumindest für die Lippen.

Gerlanti erzählt Simons Geschichte in flapsig-atemloser Art, die alltägliche Gedankenlosigkeit indiziert. Ständig ist alles in Bewegung, es wird durcheinander geredet, nie gibt es Stillstand, Szenenstillstand, es ist diese vermutete, unterstellte Lebenswahrnehmung eines protoyptischen Teens. Heute noch beschleunigt durch die Chatkommunikation, die ständige Erreichbarkeit, die ständige Hoffnung, angemailt zu werden.

Simon Spier (wie der berühmte deutsche Komödienmensch Wolfgang Spier) lernt in einem anonymen Chat Blue kennen, der sich selbst genau so beschreibt, wie er sich sieht: er ist wie alle anderen, angepasst, unauffällig (das ist der Schauspieler auch) aber innerlich ist etwas anders, er sehnt sich nach Jungs.

Die Inszenierung stellt das gar nicht heraus. Das ist der große Gegensatz zu Call me by your name, in welchem die Geschichte als rein sinnliche Erfahrung, als Gefühlsabenteuer erzählt wird und ganz ohne moralischen Zeigefinger.

Während hier bei Gerlanti das Moralische, das Sollen zum Coming-Out ganz groß präsent ist, die christliche Ethik und Toleranz, dass jeder sein Glück finden muss und dazu stehen soll. Und dass er es so oder so dürfe, aber es auch sagen solle; denn wie man sieht, tut sich die Gesellschaft immer noch schwer mit dem privaten Glück, möchte über es herfallen oder möchte, dass es öffentlich bekannt wird.

Das ist das Spießig-Moralinische an diesem Film, der diese seine Lektion aber fesselnd zu bringen versteht in einer an sich strapaziösen Alltäglichkeit, die Erpressung und Geheimnisausplauderei übers Internet genauso beinhaltet, wie die bösartige Verspottung von Schwulentum, sehr frühes Outing oder hinterlistige Verkuppelungs- und Beziehungszerstörungsversuche.

Garniert wird die Geschichte durch Momente aus dem Musical Cabaret, welches das Schultheater einübt und durch Takeaway-kaffeeselige Fahrten zu Fünft im Auto zur Creepworld High, Imbiss im Waffle-House oder eine Maskenparty, alles in sozusagen perfektionierter Oberflächlichkeit des American Way of Life und dick verdünnt mit Soft-Saucen-Musik.

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