Nicht ohne Eltern – Momo

Gute Stimmung verbreitet diese Komödie von Sébastien Thiéry und Vincent Lobelle nach dem Drehbuch von Thiéry und Pascale Arbillot allemal.

Der Film beruht auf einem Theaterstück, womit bereits auf eine solide Bauart des Drehbuches zu schließen ist. André Prioux (Christian Clavier) ist ein Kleinbürger, der sich lieber erst aufregt, statt nachzufragen, zu analysieren oder zu überlegen.

Ein HB-Männchen-Nachfolger, der es vorzieht, erst mal in die Luft zu gehen. Er betreibt einen Möbelhandel und wohnt mit seiner Frau Laurence (die immer großartige Catherine Frot) in einem weißgetünchten Bungalow. Er fährt einen spießigen, schwarzen Audi, sie eine rasanten Mini. Die Ehe ist kinderlos. Die Inneneinrichtung ist weder als geschmakvoll noch als gemütlich zu bezeichnen.

Einziges Ereignis in diesem routinierten Leben sind Lärmattacken eines Nachbarn, über die Prioux sich aufregt, kaum dass sie begonnen haben, motorisierter Rasenmäher oder motorisierte Heckenschere.

Beim gemeinsamen Shoppen im Supermarkt begegnet ihm, seine Frau ist gerade in einer anderen Abteilung, Patrick (Sébastien Thiéry), ein nicht besonders glücklich ausschauender Mensch, der eine kaum verständliche Sprache spricht, oft ist „Momo“ zu identifizieren, das ist der französische Titel dieser Komödie mit einem unverhohlenen Hang zur Klamotte.

Patrick legt Prioux auch Zeugs in den Einkaufskorb, was dieser gar nicht möchte; das wieder irritiert kurz darauf seine Frau. Aber da ist Patrick schon wieder verschwunden. Er wird das Ehepaar weiterhin belästigen.

Bis herauskommt, dass er der Sohn der beiden sei. Dumm nur, dass die beiden nichts davon wissen. Wobei es ja Vorgänge im Leben eines Menschen geben soll, die dieser mit aller Gewalt und mit Erfolg zu verdrängen versteht (zB dass ein Papa sich für sein taubstummes Kind schämt und dieses verstößt).

Somit ist die Basis für allerlei Verwirrung und Komplikationen gelegt, die selbstverständlich in Minne aufgelöst werden.

Zu weiteren Verwicklung trägt das Erscheinen der Frau von Patrick bei, auch sie ist mit einem elementaren Mangel behaftet, dazu hochschwanger und von einem deutschen Schäferhund namens „Schnell“ begleitet.

Es dauert nicht lange, ziehen die beiden bei den Prioux ein. Das Kind soll in Mulhouse bei Basel zur Welt gebracht werden. Das ist weit weg. Die Lösung für all die Probleme ist naheliegender und auch das glückliche Ende wird nach weniger als 90 vergnüglichen, wenn auch nicht überspritzigen Minuten erreicht.

Vielleicht ist diese Art von Komödien-Klamotte in Deutschland mit dem Millowitsch-Theater in Köln zu vergleichen oder mit der Steinerbühne in München. Ein starker Prinzipal, der das Theater leitet, die Stücke schreibt und inszeniert und auch noch eine der Hauptrollen spielt und somit den Produktionen den Stempel aufdrückt und um ihn herum ein handverlesenes Ensemble, das sich von seiner Spielfreude anstecken lässt. Manche Stücke sind stärker, dieses hier vielleicht etwas müder, aber immer noch unterhaltsam und ein gutes Gefühl verbreitend, 90 Minuten mit diesen Menschen zu verbringen, deren Metier es ist, andere Menschen mit dem Aufzeigen menschlicher Schwächen zu unterhalten. Solche Theaterprinzipale sind Figuren, denen Thomas Bernhard mit dem „Thatermacher“ ein Denkmal gesetzt hat.

Als Matratze wird deutscher Kaltschaum empfohlen.

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