Liliane Susewind – Ein tierisches Abenteuer

Die Kinderkriminalgeschichte hat Hand und Fuß. Das ist solide Drehbucharbeit von Matthias Dinter, Beate Fraunholz und Betty Platz.

Im Zoo Paradisia werden Tiere geklaut. Die Zoodirektorin Oberst Essig (Meret Becker) ist verzweifelt.

Die Eltern von Liliane (Malu Leicher) müssen immer wieder umziehen, weil Liliane wegen ihrer Fähigkeit, mit Tieren sprechen zu können, andauernd Unheil anrichtet. Eben hat der Esel der Knallcharge von Bürgermeister die Einweihung eines Denkmals für ihn selber verdorben hat. Einmal mehr mussten deshalb die Eltern umziehen.

Ausgerechent die neue Schule will dem Zoo helfen. Ein Konflikt für Liliane, denn sie will, außer mit ihrem Terrier Bonsai, mit Tieren nichts mehr zu tun haben. Wie aber bekannt wird, dass hier Tiere gestohlen werden, muss sie sich auf das Abenteuer einlassen, um dem oder den Übeltätern auf die Spur zu kommen.

Lilianes Mutter Regine (Peri Baumeister) ist Journalistin und wird auch plötzlich im Zoo auftauchen. Noch ein Konflikt. Zuhause unterstützt Vater Ferdinand (Tom Beck), der ein Buch über China schreibt, seine Tochter.

Konfliktfördernd ist eine Rivalität in der Schule mit drei Püppchenmädchen. Das verschafft dem Abenteuer zusätzlichen Schub. Die Kinder müssen ihre geregelten Wege verlassen, um dem Dieb auf die Spur zu kommen und bei einem dramatischen Countdown am Alten Güterbahnhof zu überführen. Soweit die Geschichte.

Wobei das Thema Tierschutz und Zoo gröblich vernachlässigt wird. So wie die Tiere in diesem Zoo gehalten werden, müsste man froh sein, wenn sie geklaut werden, schlechter dürfte es ihnen woanders auch nicht ergehen.

Die Inszenierung von Joachim Masannek (Die wilden Kerle – Die Legende lebt) ist eher grobschlächtig zu nennen, spielt Szenen, in denen Tiere Auswürfe tätigen groß aus, setzt auf Übertreibung noch und nöcher, auf knallbunt und knallschräg, ist eklektisch wie immer, ist geradezu provinziell zu nennen im Hinblick darauf, dass der Film sicher nicht zur Geschmacksbildung der Kinder beiträgt, gleichzeitig aber auch kaum Schaden anrichten dürfe; was jedoch die Reichweite des Filmes auf die deutsche Kulturprovinz beschränken dürfte.

Wobei Masannek offenbar Garant dafür ist, das Drehpensum einzuhalten und dann ist trotzdem was los auf der Leinwand.

Masannek will mit den Kindern großes Theater inszenieren, besonders wenn sie nicht unbedingt mundgerechte Monologe über das Andersein halten oder wenn sei bei einer Diskussion Gänge im Labor von Jess (Aaron Kissiov) machen müssen wie erwachsene Schauspieler im Boulevardtheater.

Die beiden Polizisten hätten vielleicht anders gecastet werden sollen, denn sie begnügen sich damit, die Polizei dümmer als erlaubt darzustellen, statt eine abgrundtiefe Komik herauszuarbeiten, die sich aus der Diskrepanz zwischen Realität und Vorschriften ergibt.

Das Problem bei Masannek scheint mir, dass er sich im hölzern-grobklotzigen Entwurf der Erwachsenen an Kinderzeichnungen orientiert: im Grunde genommen äfft er die vermeintliche Wahrnehmung der Kinder nach (wobei es sich bei Kinderzeichnungen möglicherweise nur um ein noch unterentwickeltes Geschick in der Verarbeitung und Darstellung dieser Wahrnehmung handelt). Was die Kinder unterfordern dürfte. Darum muss er Exkrementen-Auswurf-Aktivitäten überrissen ausstellen. Denn bei Furz, Rülps, Kotz, Scheiß ist das Lachen der Kinder im Saal sicher.

Diese Orientierung der hölzern-grobschlächtigen Menschendarstellung an Kinderzeichnungen ist extremes Anbiedern an die Kinder. Es verbiegt die Erwachsenenwelt nach der unreif zeichnerischen Artikulation der Kinder. Das ist, wie wenn Masannek Theater für Ausländer machen würde und dann alle Darsteller gebrochen Deutschen sprechen ließe. Also nicht so ganz der Hit.

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