Rewind

Ehrgeize
zeigen sich in diesem Film von Johannes F. Sievert.

Der Ehrgeiz, die TV-asthmatische Erzählttechnik auf die Spitze zu treiben, keine Einstellung soll länger als wenige Sekunden stehen bleiben, zehn Sekunden sollen wie eine Ewigkeit wirken.
Ehrgeiz einer Dialogregie, die auf jeden Untertext verzichtet, auf jede Farbe: nüchternes Geradeaussprechen und knapp dazu.
Ehrgeiz, auf Charakterisierung der Figuren zu verzichten, stattdessen Tatsachensätze in die Dialoge einbauen.
Ehrgeiz: Sciencefiction, TV-Krimi und persönliche Involvierung des Kommissars im Kriminalgeschehen zusammenzubringen.
Ehrgeiz, auf establishing Shots zu verzichten, diese dafür mittendrin in die Szenen zu schnetzeln, dazu Illustrativ- und Ablenkungsshots sowie Splitscreen.
Ehrgeiz, lauter Bilder herzustellen, die der Zuschauer glaubt, schon mal irgendwo gesehen zu haben (déja vue statt „jamais vue“).
Ehrgeiz, die Namen der Protagonisten zu vergeheimnissen oder erst sehr spät mit ihnen herauszurücken und stattdessen die Namen von Opfern und Tätern oder Tatverdächtigen mehr als deutlich auszusprechen oder zu schreiben.
Ehrgeiz, möglichst viele Verbrechen in Köln in einen Film zu drücken und zu deren Aufklärung auf eine dubiose Zeitmaschine zu hoffen.
Ehrgeiz, einen Krimi so wenig kundenfreundlich wie möglich zu erzählen.
Ehrgeiz, einen weiteren deutschen Film zu machen, den im Kino wohl kaum einer anschaut? (warum wohl?)
Ehrgeiz, keine persönliche Handschrift erkennen zu lassen.
Ehrgeiz, den Zuschauer möglichst zu verwirren.
Ehrgeiz, den Film nur zu skizzieren, statt ihn Fleisch werden zu lassen.
Ehrgeiz des Regisseurs, Dompteur, Designer und Friseur von Bildern statt Erzähler zu sein.
Knappheits- und Stilwillenehrgeiz – und trotzdem über 100 Minuten brauchen.
(Und was hat Dominik Graf dabei beraten?)

Hier im Copy & Paste-Verfahren, das was der Film laut Presseheft erzählen wolle:
Kommissar Richard Lenders ermittelt in einem Mordfall. Als er und sein Kollege bei der Autopsie des Toten auf einen implantierten Chip im Kopf des Opfers stoßen, werden sie mit der Möglichkeit konfrontiert, dass der Tote eventuell aus einer anderen Zeit stammt. Bei seinen Ermittlungen lernt Lenders ein Team von Teilchen Physikern kennen, die ihm helfen sollen, die komplexen Formeln, die man auf dem Chip bei dem Toten fand, zu entschlüsseln. Und tatsächlich scheinen sich hier Spuren des Verbrechens zu finden. Ein weiterer Mord geschieht, der einem ähnlichen Muster zu folgen scheint. Während die Kommissare versuchen den Mörder zu finden, wächst in Lenders eine Hoffnung: könnte er den Chip nutzen, um die Morde zu verhindern und auch seine eigene Vergangenheit zu ändern?

Dialogsätze:
In meiner Realität geht es nicht um Teilchen, sondern um Menschen.
Mit Hilfe der Formel können wir Teilchen in ein anderes Universum schießen.
Es gibt noch ein reales Leben da draußen, wo reale Menschen reale Dinge tun.
Verdammt, irgendwas läuft hier schief.
Wurmlöcher dienen als Portal.
Dein Kandidat hat wieder zugeschlagen.
Du weißt überhaupt nicht, wie oft ich dir den Arsch schon gerettet hab.
Ich muss da nochmal rein. Wir kommen an die Grenze unserer Belastbarkeit.
Du hast Glück gehabt, ein zweites Mal wirst Du es nicht überleben.
Wir brauchen zuverlässige Aussagen über die Zukunft.
Knallen Sie ihn ab.
Wo ist die zweite Festplatte?
Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber das übersteigt unsere Kapazitäten
(meint auch stefe zu seinen Lesern).

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