Verpiss Dich, Schneewittchen!

Wunderbare Idee,

für einen aufstrebenden Rockmusiker, Bülent Ceylan, einen Kinofilm zu machen. Das Kino ist schließlich zum Träumen da. Umso mehr als Bülent Ceylan sympathisch wirkt mit seinem warmherzigen Blick, seiner schwarzen Indianermähne, seiner Leinwandpräsenz- und -geschmeidigkeit, seiner Stimme und auch, dass er mühelos wechselt zwischen Hochdeutsch, Dialekt und Türkisch.

Das Storygrundkonzept (Drehbuch: Cynet Kaya, Rainer Bender, Stefan Höh und Mathias Brod) ist tragfähig. Die Geschichte vom Hamam-Mitarbeiter Sammy (Bülent Ceylan), der davon träumt, ein Rockstar zu werden.

Bis jetzt tritt Sammy nebst seiner Arbeit im Hammam seines Onkels hobbymäßig in Altenheimen oder als Musiklehrer in einem Kindergarten auf. Er hört von der Castingshow von Splash TV. Da fürs Bewerbungstape eine Band gefragt ist, bewirbt er sich mit einem originellen Zusammenschnitt von sich selbst als Band.

Sammy weckt das Interesse der Jurorin Thomaschewsky (Sabrina Setlur). Aber er wird nur zugelassen, wenn er mit einer richtigen Band auftritt. So schustert er – bewährtes Kinorezept – Zufällen geschuldet eine trostlose Truppe zusammen, die so gar nicht nach Sieg aussschaut: die harte Jessi (Josephine Preuß), den arbeitslosen Wolle (Paul Faßnacht) und den dicken Mahmut (Özgür Karadeniz) als Trommel.

Eine Gurkentruppe, die selbstverständlich nach verschiedenen Hindernissen, eigenen Problemen und unfairen Attacken von außen, siegen wird. Gute Voraussetzungen also – auch vom Cast her – für einen prinzipiell international vermarktbaren Musik-Genre-Film. Und es gibt sogar Ansätze von Dialogwitz, der Masseur, der als der Mozart der Masseure bezeichnet wird oder der Junge, der gefragt wird, ob er das schafft, antwortet: Schaffstdudas ist mein zweiter Vorname.

Allein, es funktioniert nicht. Die Inszenierung von Cüneyt Kaya (Ummah – Unter Freunden) funktioniert nicht. Die 88 Minuten ziehen sich. Warum?

Weil das deutsche Kino, das subventionsüberdüngte, funktionärsbeherrschte verlernt hat, einfache Geschichten zu erzählen? Warum bescheidet sich schon das Buch nicht darauf, Schritt für Schritt die Probleme zu erzählen, die Sammy und seine Band auf dem Weg zum Ziel meistern müssen? Warum wird viel Zeit verschwendet für unergiebies Bashing von Castingsituationen, warum die Szene in der Kirche, in der Kneipe, warum müssen da so viele Leute vorgeführt werden? Das hat doch mit der Entwicklung der Geschichte nichts zu tun. Warum muss nach dem glücklichen Ende bei den ersten Studioaufnahmen von Sammy (und warum ist der Rest der Band nicht mehr dabei?) noch eine dämliche Nachwuchsmanager-Bashing-Szene rein? Um nur einige zu nennen. So wird Energie von der Spannung abgezogen, mit Unergiebigem die Zeit vertan. Wobei bereits der Titel die Charmlosigkeit des Unternehmens bedeutungsvoll hervorhebt.

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