Reseba – The Dark Wind

The Yezdi religion is one of the oldest in Mesopotamia. Their holy pilgrimage site Lalesh ist located near Duhok in the Kurdish region of Iraq. In summer 2014 the terror organization „Islamic State“ attacked the Shingal region in Iraqui Kurdistan and massacred the Yezidi people. The militant Islamists regard the non-Muslim religious community as devil worshippers. During the attack ten thousands of them were killed or forced to convert to Islam. The terrorists took the young Yezidzi women captive and sold them on slave markets.“

Diese Geschichten, diese brandneuen, unfassbaren Geschichten müssen erzählt werden im Kino. Man muss sie anschauen im Kino, erst recht, wenn sie so klar und spannend erzählt werden wie hier im Film von Hussein Hassan Ali, der mit Mehmet Aktas auch das Drehbuch geschrieben hat.

Man muss solche Filme anschauen, um nicht abgestumpft zu werden durch die täglichen Horrormeldungen aus dem Nahen Osten, um sich erneut zu wundern darüber, dass auch der neuen Bundesregierung nichts andere einfällt, als Waffen in diese Krisenherde zu liefern, vorab an die Türkei.

Klar, so einen Film anzuschauen, heißt auch, die eigene Komfortzone zu verlassen, sich für etwas zu interessieren, was erstmal und offensichtlich nichts mit unseren Lebens- und Weltbewältigungsproblemen zu tun hat, mit unserem Lebensschick und unseren kinokulinarischen Ansprüchen, mit unserer Attitüde, Filmjury zu spielen und kenntnisreich darauf hinzuweisen, wie andere das alles schon deutlich besser gemacht hätten. Die machen das gut hier.

So einen Film anschauen, heißt, sich nicht bauchpinseln lasen von der Leinwand, sich nicht in traumhafte Welten entführen lassen, wobei selbst dieser Film ein Liebesfilm, ein Hochzeitsfilm ist.

Die Sprachlosigkeit ist situationsbedingt. Diese Situationen sind kaum zu bewältigen. Der Film postuliert sogar den Ansatz zu einer schnellen Heilung vom IS-Trauma mit dem Traum einer romantischen Liebe mit Liebeserklärung auf einem Ruderboot. Aber Stammes- und Ehrendenken sind tief verwurzelt.

Der Film fängt mit einer traditionellen Szene im friedlichen, friedvollen Lalesh an; wie der Vater des jungen Mannes Reko (Rekish Shabaz) für seinen Sohn um die Hand von Pero (Dimen Zandi) anhält. Ein Streiflicht auf kurdische Folklore. Und schon nimmt der IS mit seinen Jeeps und schwarzen Fahnen die Ortschaft im Handstreich.

Wer fliehen kann, flieht auf den Mount Shingal. Die Frauen, die die Eroberer gefangennehmen, werden aufgeteilt. Die jungen Frauen zum Verkauf auf dem Sklavenmarkt. Pero ist darunter. Das wird nicht besonders blutig gezeigt – im Internet kursieren ganz andere Videos über die Gräueltaten der IS – es wird vor allem das Überfallartige hervorgehoben, das schockiert, weil es so unspektakulär verläuft.

Der Film springt in ein von der UNHCR errichtetes Flüchtlingslager. Darin finden auch jene Yessiden Aufnahme, die auf den Mount Shingal fliehen konnten. Von hier fängt Reko seine Odysse auf der Suche nach Pero an. Dazu reist er nach Syrien. Dort findet er sie tatsächlich. Aber sie ist traumatisiert, apathisch.

Reko möchte sie weiterhin heiraten. Es gibt sogar eine Art religiöser Schnellheilung. Die Probleme eskalieren in dem Moment, wie bekannt wird, dass Pero schwanger ist. Da bricht der erstarrte Ehrenkodex in dieser Gesellschaft den Stab über sie und die verabredete Beziehung zu Reko.

Doch das Kino darf träumen. Es hat vorher schon eine fast zart anmutende Liebesszene der beiden auf einem See erfunden. Das Kino darf sich daran erinnern, dass es zum Träumen da ist. Und auch das offene Ende ist vielleicht hoffnungsvoller als die Lage in Nahost. Die auch mit deutschen Waffen nach Kräften befeuert wird.

Schlusstext im Film:
At the moment around 500.000 Yezidi who escaped the tortures live as refugees in the secured parts of Kurdistan Regional Goverment, Iraq. Some try to emigrate to Europe.

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