The Commuter

Bei diesem Film von Jaume Collet-Serrat (The Shallows – Gefahr aus der Tiefe und Non-Stop) nach dem Drehbuch von Byron Willinger und Philip de Blasi muss ich passen.

Liam Neeson hat kürzlich als zweithöchster Mann beim FBI in The Secret Man eine überzeugende psychologische Darstellung als Deep Throat geboten, wozu er keine Action-Szenen gebraucht hat, nur die diskrete, verschwiegene Miene zählte.

Und jetzt das: er fällt zurück in den Action-Modus, kugelt sich auf fahrender Eisenbahn am Boden mit Gegnern, versucht bei Höchstgeschwindigkeit einen Wagen abzukoppeln, hängt sich, um sich zu verstecken, unter den fahrenden Zug wenige Zentimeter über dem Schotter und die 60 Jahre, die er hier alt sein soll, nimmt man ihm auch nicht ab, welch Rückfall.

Dabei geht Jaume Collet-Serrat durchaus achtbar mit seinem Stoff um, was Bilderjagd, Bilderausbeute und Montage betrifft. Mit spielender Leichtigkeit und hohem Tempo schildert er das Leben des Pendlers. Wecker, aufstehen, Frau und Kinder verabschieden, aus dem Haus, Pendlerzug nach New York rein, das können die Amis aus dem Effeff und mit wenigen, aussagekräftigen Federstrichen, auch wenn der Regisseur ein Spanier ist.

Der Rollenname von Liam Neeson ist Michael McCauley. Über seine Biographie ist zu erfahren, dass er lange bei der Polizei war und seit zehn Jahren bei einer Versicherung arbeitet. Noch fünf Jahre bis zur Rente.

Ausgerechnet heute wird er gekündigt (besonders schmerzhaft, da die Familie Projekte hat und die Kids ins College kommen). Und nicht nur das. Wie er sich auf den Heimweg begibt, setzt sich ihm eine Frau gegenüber, Joanna (Vera Farmiga). Sie ist die Ursache für die Besonderheit dieser Fahrt. Sie verlangt von ihm, dass er im Zug einen Passagier oder eine Passagierin aufspüren soll, die sonst nicht pendelt und die an der Endstation in Cold Springs aussteigen wolle.

Das Ziel der Fahrt von Passagieren ist in diesen Zügen insofern leicht zu erurieren, als die Tickets in eine Schlaufe über der Schulterhöhe an den Sitzlehnen weithin sichtbar befestigt werden. Deshalb wird eine Action-Fahrt und Neesons Rückfall ins Action-Metier draus werden, alles ordentlich gefilmt.

Allein mir fehlt das Verständnis. Wer ist diese Frau und warum hat sie ein gottgleiches Wissen über McCauley, warum weiß sie, dass diese Frau ein wichtige Zeugin ist, die belastendes Material für die Aufdeckung eines Korruptionsskandales besitzt, und wenn diese Frau das alles weiß, warum organisiert sie die Geschichte mit der Zeugin nicht anders, warum muss so kompliziert der Expolizist darauf angesetzt werden? Hier gibt es enorme Plausibilitätsdefizite.

Dem Zuschauer werden massenhaft Informationen vorenthalten, die zur Erzeugung einer Spannung unerlässlich sind. Es gibt ganz am Schluss ein paar erklärende Sätze, die mir jedoch den Handlungszusammenhang nicht verständlich machen konnten. Eine Story mit einem nicht nur unsichtbaren, sondern auch einem undefinierbaren und offenbar bestens informierten Gegner, da bleibt der Zuschauer im Ungewissen hängen.

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