Ali & Nino (DVD)

Öl bringt Reichtum, Öl bringt Krieg.

Opulenz, orientalische Pracht, breite, epische Kinoleinwand für große RomCom, Augenweidenkino: Kutschen, Oldtimer, Pferde, Dampflokzüge, hübsche Protagonisten, feudale Palastinterieurs, Pfau im Garten und prachtvolle Kostüme, einfache Landbehausungen, Steppe, Meer und Glück in den Bergen Aserbaidschans, aber auch Kriegsszenen und Ölförderfelder, voluminöses Orchester und Ausstattung wie in der Oper, das sind die Zutaten, mit denen Asif Kapadia (Amy, Senna) nach dem schlanken, linearen Drehbuch von Christopher Hampton (Eine dunkle Begierde, Chéri – Eine Komödie der Eitelkeiten) nach dem Buch von Kurban Said die Liebesgeschichte von Ali Khan Shirvanshir (Adam Bakri) aus Baku (hier kommt das Öl her) und Nino Kiplani (Maria Valverede) mit Sommerresidenz in Tiflis erzählt.

Ali stammt aus einer generationenlangen Herrscherfamilie Aserbeidschans, er ist ein Prinz und Muslim. Nino ist orthodox und stammt aus der reichen Geschäftsfamilie Kiplani. Die Heirat der beiden ist von Seiten der Familie Kiplani unerwünscht und nicht opportun.

Der Film spielt zur Zeit des ersten Weltkrieges. Aserbeidschan träumt von der Unabhängigkeit von Russland; das Land soll aber auch in den Krieg ziehen. Ali sieht nicht ein, in einen Krieg von Christen gegen Christen zu ziehen. Er steht da im Gegensatz zu den meisten jungen Männern seiner Generation allein. Er muss in die Berge fliehen.

Nino sollte nach Moskau geschickt werden. Dem entzieht sie sich, indem sie ebenfalls zu Ali flieht. Dort in den Bergen lassen sie sich trauen. Friedvolles, einfaches, karges Landleben. Bilder mit Schafen, er als Hirte.

Wie der Krieg zu Ende ist und Baku gesäubert, wird Aserbeidschan zur unabhängigen, demokratischen Republik erklärt. Aber die Stimmen sollen recht behalten, die behaupten, solange es das Öl gibt, besteht das Interesse der Bolschewiken daran – und sie wollen nichts zahlen dafür.

Das erinnert an den vorerst letzten Akt russischen Imperialismus‘, die Inbesitznahme der Krim. So wird es auch hier kommen. Die Bolschewiken rücken vor. Nino, die ihr Kind in Persien zur Welt gebracht hat, soll jetzt nach Tiflis zu ihrer Familie fliehen, bis der Befreiungskampf zu einem glücklichen Ende gekommen ist.

Die Geschichte wird erzählt wie ein Märchen aus 1001 Nacht, aber mit bitterem historischem Hintergrund und letztlich auch mit bitteren, persönlichen Konsequenzen. Dabei zeigt der Film die Schönheiten Aserbeidschans (allerdings ist in der Türkei gedreht worden) und: Haschisch gegen Schmerzen war hier schon bekannt.

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