High Society

Da kommst du aus dem Kino und stehst erst mal im Regen. Was war das jetzt? Womit hat Viel- und Seichtschreiberin Frau Decker, die schon mit Traumfrauen bewiesen hat, dass sie von Regie nichts versteht und die bei Rubbeldiekatz ihre Schnellschreibe reingehängt hat und oft als Schreiberin bei Til Schweiger Erfolgsfilmen fungiert, öffentliche Förderung für dieses Machwerk verdient?

Frau Decker stehen offenbar breite Türen zu Filmförderern und Redakteuren offen. Die Gelder für egal, was sie schreibt, fließen, auch von uns mühsam aufgebrachte Zwangsgebührengelder.

Vielleicht hat Frau Decker mal von Filmen gehört, die erfolgreich waren mit dem Thema der Babyverwechslung, besonders ein indischer Film, in dem eine Hausangestellte oder eine Hebamme (?) als sozialer Akt ein Baby aus reichem Haus mit einem Baby des Personals gezielt vertauscht, ein Film der aus diesem sozialen Unterschied des Aufwachsens im falschen Umfeld Potential, Substanz und Spannung bezieht.

Aber die Gründe dafür haben Frau Decker nicht besonders interessiert. Sie hat schnell die Idee geklaut. Schnell schnell in Küchenschreibmanier einen Nonsense erfunden, der zu so einem Tausch vor zwei Dutzend Jahren geführt hat, blödelnd erfunden, und das in Möchtegern-Amimanier runtergefimt: zwei aufgebrezelte Babykrankenschwestern machen in einem Schneeballsystem von Spiel mit und hoffen, reich zu werden – damit ist der geistige Gehalt der Komödie von Frau Decker bereits abgedeckt (zum Abdecker mit ihm!), stoßen mit Schaumwein an und verwechseln höchst dusselig die Babys.

Warum das Jahre später, wie die beiden Mädels erwachsen sind, überhaupt auffliegt, ist mir bereits entfallen. Jedenfalls wächst das eine Geschöpf bei einer Berliner Prekariatsdame auf (die die Katja Riemann mit einem guten Ansatz von Berliner Schrulle präsentiert, aber auch sie ist von der Regie verlassen und so ist es lediglich ein Schuh, den sie runterzieht) und das andere in einem Milieu, wie das Deutsche Fernsehen und das geförderte Deutsche Kino gerne als reich zeichnen; hier spielt Iris Berben miserabel schlecht die Dame des Hauses, sie bewirbt sich damit offenbar für eine Nominierung zur Auszeichnung als schlechteste deutsche Schauspielerin des Jahres; so gestikuliert, grimassiert und musprononciert sie (tut so, also ob sie prononicere, aber es kommt Mus raus) die Hausherrin des kalten Palastes mit den pinken Gummienten im Pool.

Um diese Promis herum sind von einer Casterin, die wohl nach dem Prinzip arbeitet, mehr als ein Klick pro Schauspieler wäre zu viel an Informations- und Auswahlarbeit, einige junge deutsche Schmalzdarsteller besetzt, damit die schnulzigen Anika-Decker-Liebeskarruselle in Gang kommen können (ach ja, und weil Fifty Shades of Grey so erfolgreich war, baut Frau Decker eine Sado-Maso-Szene ein und lässt sie auseieren).

Jedenfalls gehen die beiden Mädels-Geschöpfe kommentarlos zu ihren richtigen Müttern, integrieren sich mit Bagatellproblemen in deren Haushalte, um vermeintliche Pointen zur sozialen Drift im Lande abzusondern, die aber mangels Vorbereitung und mangels gründlicher Drehbucharbeit von Frau Decker nicht zünden.

Zur miserablen Qualität dieses Filmes, der vielleicht im Falle von gewieften, sozial scharfen Dialogen gerade noch als Social-Sitcom durchgehen könnte, tragen eine dioptrinarme Kamera und ein Holzhacker-Schnitt bei.

Um das Desaster zu überdecken, haut Frau Decker phondeckelnde Musik drüber, die dem Irrglauben unterliegt, fetzig und partyhaft zu sein.

Früher hätte man solch Gewöll wohlwollendenfalls als schlechtes Provinztheater abgetan.

Frau Decker soll ruhig ihre Filme machen, aber doch bittschön nicht mit einem einzigen Cent öffentlicher Förderung, wo sind wir denn – die Witze, die Schüler auf dem Klo oder auf dem Pausenhof machen, die werden auch nicht öffentlich gefördert.

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