Baby Driver – Drive Baby Drive

Ein recht künstliches Konstrukt und reichlich stilisiert (eher nicht nach einer wahren Geschichte), wobei sein apartes Ziel, Musik und Crime zu vereinen, aus Crimestorydramaturgiegründen (der letzte Überfall muss daneben gehen) in typisch amerikanischer Kinoschießerei ganz furchtbar Schiffbruch erleidet und somit auch den eingangs ansatzweisen Charme der Baby-Figur verliert.

Baby (Ansel Elgort) ist ein junger Mann mit Babyface (im Sinne eines Pokerfaces) und wie ein junger Delon mit sinnigem Verzicht auf Gesichtsmimik, dafür gerne mit Sonnenbrille und immer mit Kopfhörern auf. Er ist ein brillanter Fluchtfahrer für Banküberfälle (Erinnerungen an Drive drängen sich auf).

Die kunstsinnige Idee des Autors und Regisseurs dieses Filmes, Edgar Wright (The Worlds End), Baby nach den Gigs zu seiner Musik (er ist ein ständiger Sound- und Textfischer und -mixer mit einem altmodisch wirkenden Aufnahmegerät: Baby: retarded was slow. Was he slow?) schwungvoll durch Atlanta sich tänzerisch bewegen zu lassen, die ist klar diagnostizierbar abzulesen, wenn sie auch von der Performance her mehr Leichtigkeit zu wünschen übriglässt, mehr Beschwingtheit.

Der Grund für den Gang durch die Stadt ist der, dass er nach jedem Bruch für das jeweilige Team von vier Leuten und für den Boss, Caffe-to-Go bringen soll anlässlich des Verteilens der Beute. Bei diesem Gang nimmt er Motive aus Schaufenstern und Plakaten oder von Menschen auf, die mit Musik zu tun haben, imitiert Bewegungen, spielt sie ausdruckstanzhaft nach, immer die Kopfhörer auf.

Ebenso sympathisch ist sein Zuhause. Nach einem schweren Autounfall als kleines Kind hat er seine Eltern verloren. Ein taubstummer Afroamerikaner hat ihn adoptiert. Aber auch diese Idee wirkt freihändig erfunden um ihrer Originalität selbst willen.

Noch konstruierter wirkt der Grund, weshalb er für den Chef immer den Fahrer spielen muss. Man muss es schlucken, es ist halt so. Gegen all die doch irgendwie schrägen Erfindungen und Behauptungen wirkt die Liebesgeschichte zu Debora (Lily James) wie aus dem 0.8.15-Hollywood-Selbstbaukasten, wie eine Groschenromanze aus dem Waschsalon.

Und wie der Film sein anfänglich fragiles Gleichgewicht verliert, artet er aus in übel-übliche Verfolgerei und Ballerei. Das ist wohl die pessimistische Weltsicht von Edgar Wright, dass Talent und Kunst und Eleganz und Zierlichkeit unter die Dampfmaschine des Welt- und Zeitgeschehens, von Mechanik und Waffengewalt gerät und zermalmt wird.

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