Hilfe, unser Lehrer ist ein Frosch

Fabelhaft.
Das Leben als Dingsda hat schon Vorteile.

In dörflicher Flachland-Idylle und reiner Natur gedeihen die merkwürdigsten Geschichten, lassen Kinder Synapsen knüpfen, die gibt es gar nicht und die glaubte man nicht, wenn man sie nicht lebendig sehen könnte im Film von Anna van der Heide nach dem Drehbuch von Mieke de Jong und Paul van Loon.

Diese Vorstellungen vom Lehrer, der zum Frosch wird (oder von der geschrumpften Lehrerin in Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft) ist eine wundersame Illustrierung des Groß-Klein-Problems von eigenständigen, ganzen Kinderpersönlichkeiten, die einer Lehrerautorität ausgesetzt und unterstellt sind.

Durch die Verwandlung wird die Autorität plötzlich pflegebedürftig, für die man Fliegen sammeln und die man vorm Storch beschützen muss – wehe aber, wenn der neue Schuldirektor nicht nur Herr Storch (Paul Kooij) heißt, sondern auch so vogelhaft aussieht und sich aufführt, als müsste man in jeder Sekunde befürchten, er würde sich in einen Storch verwandeln. Er schreibt auf und mahnt ab. Zum Beispiel, dass Lehrer Franz in der Kloschüssel stecke.

So ein Lehrer mit Doppelleben sorgt für Verwirrung im Lehrerkollegium. Wenn er ein Frosch ist, nehmen sich die Schüler seiner an und wenn er plötzlich wieder der Lehrer ist, geraten alle in Erklärungsnot, wo er gerade wieder gewesen sei, im Werkzeugschuppen, auf dem Klo, im Lehrerzimmer.

Der kumpelhafte Lehrer Franz (Jeroen Spitzenberger) hat dieses erbliche Problem mit der Seit des Froschseins. Er reagiert allergisch auf das Wort Frosch. Und just über Frösche will die resolute Sita (Yenthe Bos) ein Referat halten vor der Klasse. Die Folgen sind atemberaubend.

Hinzu kommt, dass die Schule zu ihrem 100-jährigen Bestehen ein Fest veranstalten möchte mit einer Schifffahrt. Die Kinder sollen sich als Tiere verkleiden. Alarm in Verzug. Und die Eier für den Fest-Gugelhupf müssen Zimmertemperatur haben.

Anna van der Heide erzählt diese Geschichte sanft und mit schalkhafter Verschmitztheit, leicht eingängig und mit ebensolcher Musikuntermalung zeigt sie uns diese vertierte Welt, fabel-haft und tierisch durch und durch.

Die Lehrerkollegin will den erblich Froschbelasteten ins La Grenouille (der Forsch) einladen; die Mutter von Sita ist Tierärztin und päppelt einen Storch auf. Und nach der Entfroschung des Lehrers kann es zu Pannen kommen.

Solche Weltdissonanzen und -diskrepanzen kindlicher Synapsen führen zu abenteuerlichen Entdeckungs-, Rettungs-, Entführungs- und Versteckaktionen der Kinder; sie kämpfen an gegen das darwinistische Kontrastprogramm zur ruralen Bukolik bis an den Rand der Katastrophe – die selbstverständlich kinderfreundlich abgewendet wird.

Schüler quaken, ein Lehrer hat grüne Arme oder taucht aus dem Froschteich auf, Direktor Storch doziert über Tiere und hält Zwiesprache mit einem Storch. Egal, in einem Holland-Film dürfen die Fahrräder nicht fehlen und wenn Sita einen Platten hat, so kann sie hintem beim Lehrer aufspringen – patente Angelegenheit allemal.

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