Du neben mir – Everything, Everything

Wie in einem Luxushotel oder in einer Luxusklinik wird der Zuschauer von Stella Meghie (Regie) behandelt, die ein Drehbuch von J. Mills Doodloe nach dem Roman von Nicola Yoon verfilmt.

Der Zuschauer soll schonendst behandelt werden, von einer Glücksmusik in allen Varianten fast wie betäubt, damit ihm die eigentlich grauenhafte Geschichte wie verzaubert erscheint.

Es ist die Geschichte von Maddy Whittler (Amandla Stenberg), die eine ganz seltene Krankheit hat: Severe Combined Immunodeficiency. Sie muss in einem Sterilraum leben, darf keinen Kontakt zur Außenwelt haben, sie könnte sonst sofort sterben.

Wobei es sich in ihrem Immunraum gut leben lässt, denn ihre Mutter muss vermögend sein – Vater und Bruder sind bei einem Verkehrsunfall gestorben. Eine Villa in Designausstattung vom Feinsten.

Maddy ist 18 und hat dieses Haus seit 17 Jahren nicht verlassen. Sie hat über Internet eine Beziehung zur Außenwelt, hat Architektur studiert, ihr Modell eines öffentlichen Gebäudes belebt sie mit Astronautenfigürchen (Fantasien darin wird der Film real zeigen).

Um sie kümmert sich zuallerst ihre Mutter und eine Betreuerin, die ihr zur Freundin wird. Es ist ein ruhiges, abgeschirmtes Leben in Massachusettes in einer ruhigen Villengegend. Von Routine ist die Rede, aber Maddy kennt nichts anderes.

Da zieht eine Familie ins Nachbarhaus mit dem etwa gleichaltrigen Olly (Nick Robinson). Ein Gugelhupf schafft den Erstkontakt. Über die Fenster entdecken sich die beiden.

Stella Meghie erzählt nun ganz einfach, ganz klar und Schritt für Schritt wie die Annäherung der beiden über Handzeichen, Austausch von Telefonnummern und Chat (der auch mal als Phantasie-Real-Begegnung verfilmt wird) stattfindet und schließlich zum Ausbruchsversuch von Maddy führt, den man mit Bangen mitverfolgt, denn bis dahin ist die Situation ihrer Gefangenschaft und ihrer Gefährdung so etabliert, dass man sich direkt mitverantwortlich fühlt für sie.

Der Film überträgt bannend dieses Gefühl von Isolation; und bringt das spannend in die sich abzeichnende Liebesbeziehung zwischen Maddy und Olly ein. Glas zwischen zwei Liebenden erhöht die Anziehung. Es sind hübsche, makellose Darsteller, die für diese und die sie unterstützenden Rollen gecastet wurden; auch sie vermitteln ein Gefühl gehobener Geborgenheit wie in einer Gastronomie oder Klinik auch durch den ruhigen Ton, in dem die Gespräche geführt werden.

Und wenn es einmal laut wird, wenn Olly eine Auseinandersetzung mit seinem trinksüchtigen Vater hat, so ist die nur aus der Perspektiv von Maddy hinter Glas und aus dem ersten Stock mitzuverfolgen. Nichts soll die Idylle des Überlebens, die die Mutter ihr eingerichtet hat, trüben. Das wird zudem mit viel Glückskullermusik und Glücksbeeilungsmusik suggeriert.

Aber klar, das ist nur die Ausgangslage für diese wunderbar RomCom mit der speziellen Würde der Faszination durch das Eingeschlossensein. Es ist nicht alles so, wie es offensichtlich zu sein scheint. Der Ausbruch lockt. Die Liebe wird zu hochriskanten Abenteuern und zu erschütternden Erkenntnissen führen.

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