Monsieur Pierre geht online

Eine Liebeserklärung an die Liebe, ans Alter, an die Schauspieler.

Das Prinzip ist in letzter Zeit mehrfach in französischen Filmen vorgekommen: ein Alter zieht sich vereinsamt in seine geräumige Pariser Wohnung zurück, lässt kein Licht mehr rein. Die Umwelt und die Verwandten können es nicht mitansehen und wollen ein wenig nachhelfen im Aufbrechen der Isolation.

Das waren Frühstück bei Monsieur Henri und Gemeinsam wohnt man besser. Jetzt legt Stéphane Robelin (Und wenn wir alle zusammenziehen) subtil und hintergründig nach.

Der Alte, das ist Pierre Richard, der zur formidabler Altersschauspielerei erblüht, ganz ernst, aber mit Humor und Hintersinnigkeit. Er spielt einen Sinologen, einen gebildeten Menschen dessen Wohnung exquisit, aber nicht laut eingerichtet ist, vornehme Dezenz.

Seine Tochter Sylvie (Stéphane Bissot) schenkt ihm einen Laptop, mit dem er nicht umgehen kann und der ihm ein Tor zu Welt werden soll. Vielleicht nicht ganz so, wie die fürsorgliche Tochter es gedacht hat. Denn deren Tochter Juliette (Stéphanie Crayencour) schickt dem Opa ihren Zufallsfreund Alex (Yannis Lespert) als Computerlehrer auf die Bude.

Schnell entdeckt Pierre die Dating-Portale. Bei Flora (Fanny Valette) bleibt er hängen. Als Bild setzt er das von Alex ein. Sie mag seine Texte, seine Lebenserfahrung, seine Kultiviertheit. Alex selbst hat Autorenambitionen. Einige Müsterchen liest er vor: es sind simple Horrorteilchen, bei denen es um die Verstümmelung von Frauen geht, fürs Geldverdienen als Literat wenig hilfreich.

Das nutzt Pierre nun aus. Er will Flora kennenlernen; Alex soll zum Blind Date erscheinen und er wird fürstlich entlohnt dafür. Somit ist die Ausgangslage für pikante Situationen gegeben, denn Alex ist kein Sinologe und hat auch den Mailwechsel zwischen den beiden nicht präsent. Aber er selbst verliebt sich im Augenblick, obwohl er zur Zeit mit Juliette zugange ist.

Beim ersten Date schleicht Pierre noch um das Pärchen herum, beobachtet mit Argusaugen. Andererseits ist die Situation auch eine ziemliche Sackgasse. Wie da herausfinden, da hat sich Stéphane Robelin noch dies und das an Twists ausgedacht, um uns noch eine Weile mit diesen gut aussehenden und prima spielenden Akteuren zu unterhalten.

Die Handlung hat er in einen angenehm unterhaltenden Klangteppich gehüllt.

Die Figurenkonstellation ist unkonventionell, das Ensemble mehr als nur handverlesen, der ernst spielende Richard, der junge Mann Alex, der ein spannender Typ ist mit dem Flair von Verzweiflung und Nur-Nicht-Anbiedern in seinen Augen und die wunderhübsche Flora, die in Konkurrenz zur nicht weniger leinwandattraktiven Juliette steht.

Das Motiv selbst sieht sich in der Tradition der Literaturfigur Cyrano de Bergerac. Es geht darum, anderen falsche Tatsachen vorzuspielen im Hinblick auf die Liebe und die Fallstricke, die sich daraus ergeben. Zum unwiderstehlichen Charme dieser Komödie tragen auch gelegentlich eingeblendete Super-8-Filmausschnitte bei.

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