Whitney: Can I Be Me

Statement- und Archivschnipsel-Sensationshascherdoku mit Backstagefleddereien vor allem von Konzerten im deutschen Sprachbereich von Whitney Houston. Vermutlich kennt Nick Broomfiel, der mit Rudi Dolezal auch für das Buch dieser Dokumentation verantwortlich ist, hier am ehesten Leute (die besten Connections und somit Jagdgründe), die bereit waren, Videomaterial rauszurücken.

Diese heiße Ware stammt überwiegend von der letzten großen und erfolgreichen Tournee 1999. Nur noch mühsam habe sich Whitney von Konzert zu Konzert geschleppt.

Der Klatschgehalt des Filmes, in welchem teils in eigens hergestellten Interviews, zum Beispiel mit einem ehemaligen Leibwächter oder in ausgegrabenen Archivschnipseln von Konzerten, Preisverleihungen, TV-Talkshows, Interviews, sowohl sie selber als auch Mutter, Vater, Geschwister, Freundin, Agent, Musikmanager, Musiker, Sänger, Maskenbildnerin, Security-Mensch, Entzugsbegleiterin zu Wort kommen, dieser Klatschgehalt ist in etwa folgender:

Whitney Houston ist in einer nicht schicken Gegend im kaputten Newark in New Jersey (from the hood) aufgewachsen. Ihre Mutter war Sängerin und aktiv in der Baptistengemeinde. Von dort gibt es den ersten Gesangsauftrittsclip, wie Whitney mit 12 Jahren und hochgeschossen vor der Gemeinde singt.

Die Mutter Cissy nimmt die Karriere der Tochter eisern in die Hand, sie behauptet, der Tochter alles beigebracht zu haben. Das Verhältnis zum Vater war nicht gut, kurz, ein Kind, das sich nicht frei entwickeln konnte, mutter- wie vatergestört, familienkontrolliert, aber sie hat eine Sensationsstimme.

In dieser kaputten Gegend nehmen die Kids schon mit 12 Drogen. Noch keine 20 landet sie ihren ersten Hit, wird zum Star (Rezept: Pop statt Black).

Die einzig verlässliche Person in ihrem Leben ist ihre Freundin Robyn. Die ist überall dabei, ist ihre seelische Stütze bis Gerüchte über Lesbiertum aufkommen, das war in den 80ern noch nicht kommod.

Sie heiratet den Sänger Bobby Brown und bringt ihre Tochter Bobby Kristina zur Welt. Wie im Groschenroman können sich ihre Ehemann und ihre Freundin nicht ausstehen. Das geht soweit, dass die Freundin sie verlässt. Das sei schuld, so sind moralisch aufgebrachte Stimmen zu hören, dass es anfing, definitiv mit ihr abwärts zu gehen.

Sie zieht sich zurück. Der Drogenentzug nützt nichts. 2012 wird sie im Beverly Hills Hotel tot aufgefunden.

Das Problem dieser Art von Klatschspaltendokumentarismus scheint mir, dass einen die Hauptfigur nicht besonders anrührt, wenn man nicht bereits ein Verehrungs- oder Bewunderungsverhältnis zu ihr hat. So ist die Wirkung des Filmes deutlich distanzierter als bei der persönlichen Dokumentation über Amy Whinehouse.

Allenfalls mag die breit getretene Moral beruhigen, dass viel Geld und Ruhm nicht notwendierweise auch Glück bedeuten. Der Mann war ein schlimmer Frauenheld und die Tochter hat sich auch schon umgebracht. Ein Erleichterungsfilm: gottseidank bin ich ein Normalbürger, wird sich mancher Kinobesucher am Ende sagen. Die Analyse, die alles besagt: sie ist an gebrochenem Herzen gestorben.

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