Zwischen den Stühlen

Kuddelmuddelmäuschendoku, untermalt von nervender Saitenzupfhüpferei, die Leichtigkeit vorgaukelt.

Der Titel diese Schulfilmes von Jakob Schmidt „Zwischen den Stühlen“ zielt auf ein Zitat im Film, der in Mäuschenmanier (wie die München Hochschüler sie lernen, dieser aber ist aus Berlin) von Lehramtsreferendaren berichtet, sie, die Referendare und Referendarinnen, seien einerseits Lehrer, aber also solche auch Schüler.

Nun, allzu tief kann sowas nicht gehen. Lernt doch meiner Ansicht nach ein guter Lehrer selbst am meisten. Aber das übersteigt bei weitem den Horizont dieser kurzatmigen Verzopf-Dokumentation, die mit viel Impro-Beifang aufgeschlämmt ist, und die offenbar keine klare Haltung einnehmen kann, die denkt, wenn sie einfach dabei ist und dabei möglichst viel belastbare Info vorenthält und das Ganze, obwohl das Fernsehen, ZDF Kleines Fernsehspiel und also wir Zwangsgebührenzahler mit an Bord sind, auf um die zwei Stunden Spielzeit zerdehnt, dann könne schon nichts schief gehen, denn es sei ja die Wahrheit.

Es gibt drei Protagonisten, zwei Frauen, ein Mann. Mit etwas Glück kann man sich wenigstens im Abspann kundig machen, wie die heißen, falls man das Rätsel nicht schon mit Argusaugen und gespitzen Ohren beim Schauen lösen konnte. Ab und an wird jemand angesprochen mit Vornamen, so man ihn denn versteht oder der Kandidat schreibt, wie er sich der ersten Klasse vorstellt, groß seinen Familiennamen an die Wandtafel und versucht eine Eselsbrücke zu schlagen, welche Lustigkeit die Schüler und mit ihnen der Zuschauer nicht teilen.

Wie der Film insgesamt nicht so recht gelingt, zu zerfasert, zu wenig informativ, aber auch keine Ruhe, mal eine Szene länger zu betrachten, und somit, um einen Satz in Film zu zitieren, „keine vier, bestenfalls eine minus Fünf“ als Benotung erhalten dürfte plus die rote Karte des Zwangsgebührenzahlers.

Zwangsläufig ergibt der Film trotzdem Einblicke in so einen Schulalltag, denn der Dokumentarist war fleissig dabei in den Lehrstunden, im Lehrerzimmer, beim Schulbesuch, im Sekretariat, im Buchladen, vor der Prüfungskommission, bei der Manöverkritik, beim Aufgabenkorrigieren, in den Küchen der Kandidaten oder beim Joggen, so einfallslos wie möglich, beim Radau in der Klasse, bei Momenten der Unsicherheit der Kandidaten oder beim Statement „Es wird blaue Briefe regnen“ oder sogar beim Privat-Coaching durch eine Guru mit feiner Villa – sein Name wird so deutlich ausgesprochen wie keiner sonst im Film. Hat nichts genützt, kann gleich beigefügt werden, die Sondergecoachte ist, was selten passiert, durch die Prüfung gerasselt und wird mit falscher Herzlichkeit verabschiedet.

Warum dürfte der Film im Kino keinen Erfolg haben? Weil er einfach zu schlecht gearbeitet ist. Wir würden dem Dokumentaristen empfehlen, erst mal eine Kino-Grundschule zu besuchen oder wenigstens einen einzigen Dokumentarfilm von Frederick Wiseman gründlich zu studieren. (National Gallery oder „La Danse – Das Ballett der Pariser Oper“. Je länger der Film läuft, desto öfter zeigt dieser Jakob Schmidt die Leute beim Gähnen; damit beweist er immerhin Selbstironie.

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