Gift (ARD, Mittwoch, 17. Mai 2017, 20.15 Uhr)

Aufwändiger Fernsehfilm auf Kosten der Zwangsgebührenzahler und auf Basis aktueller Recherchen entwickelt, wie es im Abspann heißt, der wenig Illusionen lässt und wenig Hoffnung macht mit der Grundaussage: Widerstand ist zwecklos gegen die Korruption, die Pharmafirmen weltweit betreiben im Herstellen von falschen, oft tödlichen Präparaten und die Pharmaindustrie steckt unter einer Decke mit den Banken, der Politik und den Behörden. Depro-Info: 1 Million Tote im Jahr wegen gefälschter Medikamente, aber die Branche (und mit ihr die Poliitk) hält dicht, denn es geht um Milliarden.

Post- und pinupkartenhübsch herausgeputzte Darsteller rasen postkartenschnell in einfach sichtbar gemachten Zusammenhängen um die Welt, Cheb, Tschechien, München, Indien, Frankreich, New York, Zürich sind Spielorte dieses Filmes von Daniel Harrich (Der blinde Fleck), der mit Gert Heidenreich auch das Drehbuch geschrieben hat.

Opfer und Täter werden hier über den familiären Nexus des Münchner Pharmahändlers Günther Kompalla (Heiner Lauterbach), der weltweit auch mit giftigen Medikamenten handelt, und seiner Tochter Dr. Med. Katrin Kompalla (Luise Heyer) zusammengebracht. Sie arbeitet in den Slums von Mumbai mit ihrem indischen Freund, den sie bald heiraten möchte (im Hinblick auf Folkloreeinsprengsel in diesem Wirtschaftsthriller).

Katrin erlebt in den Slums hautnah den Tod einer jungen Mutter mit Tuberkulose aufgrund von gefakten Medikamenten, die von einem Geschäftspartner ihres Vaters in Indien hergestellt und vertrieben werden; da gibt es später eine wüste Szene mit einem fetten, arroganten Apotheker.

Der Film fängt mit einer Europol-Razzia in Tschechien an bei einem Fake-Pharma-Hersteller. Die Figur, die repräsentativ für den Gesetzesvollzug steht, ist die Europol-Agentin Aline Pribeau (Julia Koschitz). Sie führt als Nachforscherin durch die Verwicklungen von Pharmaherstellung, Pharmafälschung, Fälschungshandel.

Diese Nachforschungen rufen weitere Player auf den Plan, denn Pribeau ist recht erfolgreich und kann den Konglomeraten des Schweigens und Betrügens gefährlich werden. Da ist die falsche Schlange von Prof. Dr. Vera Edwards (Maria Furtwängler, deren Oberflächlichkeit hier hervorragend passt), die als objektive Wissenschaftlerin auf der Gehaltsliste der Industrie steht.

In Zürich werden die Banker und Investoren alarmiert und sehen die Chance, Kompalla-Chemie günstig zu erwerben. Durch die Größe des möglichen Skandals gelangt der Fall bis zu den politischen Spitzen in die Gremien in Brüssel und bei der UN in New York. Und hat dort keine Chance.

Damit die Zuschauermassen andocken können und ihre Machtlosigkeit auch begreifen, fallen zwischendrin Sätze wie: ich habe nie einen Vater gehabt oder ich will nur, dass du glücklich wirst.

Ein elegantes Gemälde der Verkommenheit dieser Geschäftswelt. Banken, Pharma, Wissenschaft, die Industriellen und die Banker und die Wissenschaft sind böse, sie wollen keine Budgeterhöhungen gegen Produktpiraterie bewilligen.

Juliette, Sie fahren, bringen Sie uns die Beweise und kommen Sie gesund wieder.

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