Victoria – Männer & Andere Missgeschicke

Am Lack gekratzt.

Rigolade, satirische Komödie über Hipster-Frau, die alles erreicht hat: erfolgreiche Anwältin, zwei süße Mädels, keinen Mann, Sex besorgt sie sich über Internet-Dates, ein Hipster-Ideal unserer Zeit, Skizze, Dessin einer modernen Frau und Akademikerin.

Mit lockerer Hand, schwungvoll und aufgeregt kommt Justine Triet, die mit Thomas Lévy-Lasen auch das Drehbuch geschrieben hat, zu einem etwas differenzierteren Befund. Zwar gibt unsere Protagonistin Victoria Spick (Virginie Efira) optisch einiges her, blond, sehr weiblich, bevorzugt Minirock, hat glanzvollen Auftritt auf einer Hochzeit in einem goldroten Kleid.

Sie ist Anwältin, lebt allein mit zwei kleinen Mädchen, auf welche Au-Pair-Frauen oder -Männer aufpassen. Das Bild einer erfolgreichen, modernen Frau. Zuhause in der nicht allzu geräumigen Hochhauswohnung sieht es chaotisch aus.

Die Männer, die sie übers internet kennenlernt, nun ja, so richtig klappt das mit denen auch nicht, es sind komplizierte oder eigenartige Herrschaften. Den Au-Pair-Boy schmeißt sie raus, weil er keine Überstunden akzeptiert.

Ein ehemals Drogenabhängiger, den sie vor Gericht verteidigt hat, kommt auf sie zu, Sam (Vincent Lacoste). Sie nutzt ihn für ihre Belange, setzt ihn in ihrem Lebensspiel ein, ohne mitzukriegen, was er wirklich will. Er will studieren und Anwalt werden und verliebt ist er auch in sie.

Auf der Hochzeit, auf der ein Gorilla aufgetreten ist, passiert später ein Vorfall, der gerichtsmaßig wird. Victoria soll Vincent Kossarski (Melvil Poupaud) verteidigen, weil dessen Freund ihm Mordversuch vorwirft.

Es geht drunter und drüber in diesem erfolgreichen Leben. Denn sie verliert zudem für ein halbes Jahr ihre Anwaltszulassung, weil eine Zeugin, zu der sie keinen privaten Kontakt haben dürfte, ihr auflauert und allein, dass sie versucht, ihr klarzumachen, dass sie keinen Kontakt haben dürfe, reicht aus.

Das Gericht ist ein Unikum für sich. Ein topmoderner Bau, der Eingang sieht aus wie der zu einer Höhle oder zu einer Fußballarena. Die dominante Farbe der modern-abstrakten Möblierung ist rot. Die Richterin in roter Robe ist eine primär entsetzt Schauende, Verbissene. Vor allem wird das Gericht in diesem und anderen Prozessen – David (Laurent Poitrenaux) der Ex von Victoria führt einen Schrifsteller-Blog, in dem er sie ganz offensichtlich bloßstellt, auch das führt zu einem Prozess; sie habe mit Richtern geschlafen, heißt es darin oder sie verteidige nur Irre. Es gibt einen Dalmatiner, der als Zeuge befragt wird. Bei Sympathie würde er mit dem Schwanz nach links wedeln und bei Misstrauen nach rechts; auch der Partygorilla wird wegen seiner Fotokünste vor dieses Gericht zitiert. Tierische Juristerei und entsprechendes Vergnügen oder: bissige Erfolgsfrauen- und Gerichtssatire.

Unsere Karrierefrau Victoria scheint ein zutiefst verunsicherter Mensch zu sein, sie geht zum Psychiater, zur Seherin, zum Akkupunkteur. Keiner kann sie heilen und sie sich selbst auch nicht. Das einzige Heilmittel wäre die Liebe, und die wartet längst, nur sie sieht sie nicht.

Dieser Film nimmt genüsslich die Philosophie der Emanzipation der Frau als Karrierefrau und alleinerziehender Mutter auf die Schippe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert