Fast & Furious 8

Der Muskelmann und Draufgänger als Familienmensch. Er tut alles für die Familie. Bei ihm heißt, die Familie retten, gleichzeitig auch die Welt retten. Die Welt rettet er nicht aus politischen, sondern aus familiären Gründen. Der Muskelmann ist primär Privatmensch, möchte am liebsten seine Ruhe haben und mit Familie und Freunden auf dem Dachgarten eine gute Zeit verbringen, inklusive Tischgebet.

Der Muskelmann ist kein Weltveränderer, er ist ein Weltretter. Er lebt für den Traum von Balkonien oder vom Schrebergarten, von der intakten Familie. Familie, das heißt Vertrauen und Geborgenheit und für den kleinen Frühstückseinkauf in Havanna ein Baguette und eine rote Rose in der Einkaufstasche.

Just das familiäre Urvertrauen wird in der 8. Folge dieser irrsinnig erfolgreichen Reihe, dieser Franchise, wie das genannt wird, arg strapaziert. Denn die Produzenten wollen nicht nur ein erfolgreiches Produkt auf den Markt werfen, sie wollen auch noch Freude haben daran, sie wollen jeden Anflug von Routine, sprich Langeweile, vermeiden. Dafür sorgen hier Drehbuchautor Chris Morgan (Vatican Tapes) auf Basis der Charaktere von Gary Scott Thompson in der Regie von F. Gary Gray (Straight outta Compton).

Wobei sie auf die Grundelemente des Erfolgsmixes nicht verzichten, diese Mischung aus Familienmenschentum und waghalsiger Action mit rekordverdächtiger Autoschredderei. Aber sie fügen dem bewährten Cast neue Figuren hinzu und sie setzen den Familiengedanken einer harten Prüfung aus. Das wird ihn allerdings am Schluss, und dass es gut ausgeht, darf ruhig verraten werden, nur noch mehr festzurren. Wer Krisen überwindet, findet erst zum Wertvollen und Schätzenswerten.

Die Krise in der Beziehung von Dominic Toretto (Vin Diesel) und Letty (Michelle Rodriguez) wird ausgelöst durch Cipher (Charlize Theron), einer blonden, langrastasträhnigen Sphinx mit dem Auge Gottes. Sie ist ein weiblicher Oberbösewicht, der in einem Palast von Flugzeug um die Welt kreist und Herrscherin der Internetüberwachung und des Hackens ist: kein Punkt im Internet, der ihr nicht zugänglich, keine Überwachungskamera, bei der sie nicht mitschaut, kein Auto mit Elektronik, in die sie nicht eindringen kann.

Cipher sieht sich als das Krokodil am Wassertümpel. Sie strebt aus Verantwortungsgefühl, wie sie sagt, die Weltherrschaft an. Es fehlen ihr dazu drei Komponenten. Die zu beschaffen engagiert sie Dom. Das kapiert nun keiner aus seiner Umgebung oder aus seiner Truppe. Denn er schlägt sich hiermit auf die Seite des Feindes.

Die Beschaffung der einzelnen Komponenten ist nur mit heftigster Action, vor allem Autoverfolgungsjagden aller Arten, zu bewerkstelligen, dem Element des Filmes, das zwischen den Dialogszenen, in denen die Familie explizit immer wieder vorkommt, dem Zuschauer schier den Kinosessel unterm Hintern wegzuziehen drot.

Auch das gehört zur Franchise, dass die Macher sich immer wieder neue Action einfallen lassen; um den Koffer mit den Codes dem russischen Außenminister zu entreißen, wird Cipher den Befehl geben lass es regnen, gemeint sind nicht etwa Frösche wie in Magnolia, ganz so künstlerisch ist der tricky Einfall nicht, eher Symbol einer außer Rand und Band geratenden IT-Vernetzungswelt.

Mit zum Abenteuerelement gehört, dass die Geheimdienstler bei diesen besonderen Aufträgen immer streng geheim unterwegs sind, dass die Aufträge gar nicht existieren und dass im Falle eines Misslingens mit keinerlei Schutz der Behörde zu rechnen ist. Bezeichnenderweise nennt sich der Chef Niemand (Kurt Russel), sein Assistent wird sein Weniger genannt und die Zentrale inklusive eines einzigartigen Automuseums liegt im Nirgendwo.

Der Film fängt originell und lebenslustig in Havanna an (Autoverfolgungsjagd und Schredderaction mit rotglühenden Motoren; aber auch das passiert für die Familie, für den Cousin), sucht die ganze Erdoberfläche ab, macht Zwischenhalte in Berlin (gut für Abrissbirnen-Autoschredderaction), New York und landet schließlich in Vladovin im eiskalten Sibirien, wo die Filmemacher den Darstellern schöne Ausschnaufräuchlein computeranimiert hinzufügen.

Zum Typischen dieser Franchise gehören auch die immer wieder eingestreuten lockeren Sprüche, dann prügle ich ihm seine 3-Tages-Muschi aus dem Gesicht, oder er will ihm die Zähne so weit in den Rachen hauen, dass er sie über den Arsch putzen muss. Die deutsche Synchro ist der Deezenz solcher Sprüche angemessen.

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