Life

Leben! Es lebt! Das ist der Ausruf der Wissenschaftler auf der Internationalen Raumstation, wie sie bei der Untersuchung von Bodenproben vom Mars unterm Mikroskop eine Bewegung feststellen. Alle schauen sie aus unterschiedlichsten Positionen, teils schwebend wie überhaupt oft in diesem Film, sogar die Kamera, auf das kleine gallertarige, durchsichtige Teil unter dem Mikroskop. Es handelt sich um Leben vom Mars. Ein menschheitsgeschichtlicher Sensationsaugenblick. Das spiegelt sich in den Gesichtern und Minen der Mannschaft auf der internationalen Raumstation wider.

Daniel Espinosa (Safe House, Kind 44) hat nach dem Drehbuch von Rhett Reese und Paul Wernick (Beide: „Deadpool“) ein gewinnendes, hingebungsvolles Team auf der Raumstation versammelt; ein bisschen schafft er so etwas wie eine vertraute Gartenlaubenatmosphäre; die Station ist noch nicht übertrieben computerisiert; hier muss auch mal manuell ein technisches Teil repariert werden und für den Betrieb gibt es jede Menge Schalter und Türen, die genau so bedient werden müssen; auch das Manöver der Anlandung des Raumkörpers, der die Bodenproben vom Mars bringt, wie der andockt, scheint mehr ein mechanisches, denn ein Computerproblem zu sein, zu viel davon sieht der Zuschauer nicht, aber da muss einer das Raumschiff verlassen und händisch agieren.

Das Team besteht aus Rebecca Ferguson, Ryan Reynolds, Jake Gyllenhaal, Hiroyuki Sanada, Olga Dhovichnaya. Das Lebewesen, was sie entdecken, richtet sich tatsächlich nach den Fingern des Forschers, die er in das Labor hineinhält. Es sieht durchsichtig aus wie ein gallertartiger Einzeller, dann entwickelt es sich wie eine Blumenknospe. Es lebt. Pflanze oder Tier? Hm.

Es gibt Rückschläge. Menschen machen Fehler. Durch einen Bedienungsfehler gibt’s einen Defekt im Labor. Das Lebewesen zeigt keine Regung mehr. Zu kalt, erstarrt. Eine Schockbehandlung reanimiert es. Und wie.

Die Forscher nennen es „Calvin“. Da springt der europäische Assoziationsgedanke gleich zur Reformation, Lutherjahr und Calvin als ein Schweizer Pendant, radikaler in seiner Prädestinationslehre, wonach die Vorbestimmung sich im materiellen Erfolg zeige: massiver Schub für den Kapitalismus. Was dieser Mars-Calvin wohl anstiften wird auf der Welt?

Calvin macht Entwicklungen durch, die Angst machen, die den Film in Richtung Horrorfiction wenden.

Zur Erde gibt es nicht allzuviel Kontakt, eine Geburt per Skype und der Witz der Kollegen, wer denn der Vater sei. Zwischen den dramatischen Moment findet der Film Zeit für kurze Melo-Intermezzi. So wird die Geschichte wunderbar nachvollziehbar.

Calvin ist eine sympathische Mischung aus Orchidee und Fantasie-Kraken-Schlangenwesen. Wär doch schön, wenn es auch sprechen und uns etwas vom Mars erzählen könnte. Andererseits ist Calvin eben doch nicht so ganz knuddelig, wenn auch eine Eigenschaft des Anlehnungs- und Umarmungsbedürfnisses festzustellen ist, das das schnell wachsende Marswesen allerdings ziemlich verschlingend versteht.

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