Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand

Wenn ein Hundertjähriger im Altenheim statt durch den Flur zu seiner Geburtstagsfeier zu schlurfen durchs Fenster aussteigt und abhaut und sobald der Zuschauer mitkriegt, dass es sich keinesfalls um Demenz handelt, so ist er ob dieser ungeheuerlichen Abenteuerlichkeit sofort gefesselt. So war es bei Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand, einem enormen Kinoerfolg von 2014.

Jetzt legt das gleiche Team, Felix Herngren und Hans Ingemansson mit dem Drehbuch und Felix Herngren als Regisseur zusätzlich verstärkt mit Mans Herngren ein Sequel vor. Wobei die Qualitäten eines solchen zum Tragen kommen. Man kennt die Figuren, man weiß, wie sie funktionieren, dass hinter dem Hundertjährigen gerne mal was explodiert, dass er ein aufregendes Leben als Spion im Kalten Krieg hinter sich hat, man weiß das er auf seiner Reise eine nette Reisegruppe um sich geschart hat, das Äffchen Erlander (Crystal, der Affe), Julius (Iwar Wiklander), Benny (David Wiberg), Miriam (Shima Niavarani).

Man weiß, dass die Truppe auf nicht ganz legalem Wege zu Geld gekommen ist und sich nach Bali abgesetzt hat. Hier nun setzt der Folgefilm ein am Sandstrand mit der Feier zum 101. Geburtstag von Allan (der großartig wandlungsfähige Robert Gustafsson).

Statt der Sensation des Neuen, wie im vorherigen Film stellt sich eher so etwas wie eine urige Gartenlaubenatmosphäre ein, denn die Figuren sind einem vertraut, man hat sie lieb gewonnen. Fast wirkt dieses beschauliche Strandleben öde und 101 Geburtstagskerzen auszublasen, das könnte demnächst zur olympischen Disziplin werden.

Keine Bange, den Herrschaften geht das Geld aus und sie müssen sich zu einem neuen Abenteuer auf den Weg machen. Allan erinnert sich an eine Geschichte aus seiner Agentenzeit. Russland wollte mit Innovationen gegen Amerikas Popkultur mobil machen. Mit der Balalaika-Rockband hat es nicht hingehauen, aber die Limonade „Volkssoda“, die schien das Zeugs für einen Knüller gegen Coca-Cola zu haben.

Allan hatte das Rezept. Wie das kam, das wird liebevoll in Kalt-Kriegs-Nostalgie-Filmart erinnert, da treten Breschnew und Reagan auf und Greis Allan verwandelt sich in einen eleganten Meisterspion in den besten Jahren.

Es geht um die Wiederbeschaffung des Rezeptes für das Knüllergetränk „Volkssoda“, von welchem Allan und seine Mitkämpfer sich ein Riesengeschäft erhoffen. Allerdings haben sie die Rechnung ohne Youtube gemacht. Hier ist ein Clip von Allan und dem Äffchen erschienen und hat schlafende Hunde geweckt. Denn der letzte Film hat eine Reihe Geschädigter hinterlassen, die Wiedergutmachung verlangen und eine abenteuerliche, thrillerhafte Verfolgungsjagd in Gang setzen inklusive Engagement des CIA, was wiederum die Routinen des Polizisten von Malmköping gehörig stört.

So stellen wir uns über 100-Jährige vor. Ab 6. April wird Dagmar Wagner dieses Bild mit ihrer Doku „Ü 100“ einem harten Realitätstest aussetzen.

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