Moonlight

Ein ganz ungewöhnlicher Coming-of-Age- und Emanzipationsfilm aus Miami.

Ein Stück Lebensweg von Chiron. Barry Jenkins hat die drei Kapitel i) „der Kleine“, ii) „Chiron“ und iii) „Schwarz“ mit einer lebendigen Kamera, die sich wie ein Magnet an die Geschichte heftet, und nach der Geschichte von Tarell Alvin McCraney inszeniert.

Chiron kommt aus verlotterten Verhältnissen; die Mutter hat ihr Leben nicht im Griff, ein Vater ist nicht vorhanden; die Wohngegend ist entsprechend. Chiron wird von den Schulkameraden blöd angemacht, geschubst, geschlagen, gehänselt, als Fag bezeichnet, bloß weil er ein in sich gekehrter Junge ist.

Im ersten Kapitel ist er noch vor der Pubertät. Da leidet er besonders darunter, dass er immer der Kleine gerufen wird und nicht mit seinem Vornamen. Hier lernt er einen älteren Mann, Juan (Mahershala Ali) kennen, der sich väterlich um ihn kümmert, der ihn ab und an bei seiner Freundin aufnimmt, der ihm einen Rückzugsort bietet, wenn seine Mutter wegen einer Männergeschichte ihn nicht zuhause reinlässt. Die Freundin von Juan heißt Teresa (Jeanelle Monáe) und ist eine patente Frau.

Die Beziehung zu diesen beiden Menschen wirkt aufbauend für Chiron, so dass er im zweiten Kapitel, hier ist er schon weit fortgeschritten in der Pubertät, endlich den Chiron durchsetzen kann. Das geht nicht ohne Gewalt ab. Er landet im Knast. Das wird seine nächste Bildungsphase, wodurch die Voraussetzung für das 3. Kapitel gegeben ist, das mit „Schwarz“ überschrieben ist.

Dieses „Schwarz“ hat Metall über die Zähne gestülpt, trägt goldenen Schmuck, fährt eine kraftvolle Limousine und ist viel mit Geldzählen beschäftigt. Dieser Chiron ist ein totaler Bruch zu der doch in den beiden vorherigen Kapiteln bemitleidenswerten Figur, dem Geschubsten, Verlachten, ja dem Zarten, der mit Kevin nächtens am Strand ein für ihn sensationelles Erlebnis hat. Dies ist beim titelgebenden Mondlicht passiert.

Von diesem Chiron ist Jahre später nichts mehr vorhanden. Er hat sich seine „schwarze“ Existenz in Atlanta, Georgia, aufgebaut. Doch dann ruft Kevin (jetzt von André Holland dargestellt) ihn wieder an und erinnert ihn an verdrängte Probleme und Gefühle.

Dass Jenkins Szenen gerne fast in real-time spielen lässt, macht das Kinoerlebnis so intensiv, auch wenn dadurch in der Geschichte größere Sprünge nötig werden. Es steckt einerseits eine Sicht der Illusionslosigkeit hinter der Geschichte, andererseits entlässt Jenkins uns nicht ohne einen Funken Hoffnung aus dem Kino.

Von Intensität und Engagement her erinnert mich der Film an Nächster Halt Fruitvale Station.

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