Timm Thaler oder das verkaufte Lachen

Die Gschichte vom armen Jungen (Arved Fries ist als Timm Thaler ein Besetzungsglücksgriff), der sein ansteckendes Lachen dem Globalisierungsgewinnler Baron Lefuet (Justus Dohnány bleibt weit hinter dem zurück, was so eine Rolle an Chargenfinessen bereithält) verkauft.

Timm hat kein Lachen mehr. Dafür gewinnt er jede Wette. Dabei wird er immer einsamer und unglücklicher (das ist zumindest theoretisch abzulesen an der Inszenierung von Andreas Dresen nach dem nicht allzu schlanken Drehbuch von Alexander Adolph nach dem Roman von James Krüss). Es müsste eine anrührende Befreiung sein, wenn er sein Lachen wiedergewinnt mithilfe seiner einzigen Freunde (Jule Hermann als Bäckerstochter Ida und Charly Hübner als Hotelangestellter Kreschimir, der ein schönes Vertrauensverhältnis zu Timm entwickelt).

Aber just dieser essentielle Punkt, der Beleg für die Moral, dass Geld nicht glücklich macht und dass zum Glück Geld nicht unbedingt die wichtigste Vorasussetzung ist, den versemmeln die Filmemacher mit ungenügender Heranführung und in einem Effekten- und Soundtohuwabohu. So dass spätestens hier klar wird, dass das erzählerische Herz fehlt, dass wir es mit einer drögen Subventionsabgreifarbeit im deutschen Filmsubventionsteich zu tun haben, in der Namen aufgebrezelt angeführt werden, die aber – da können die auch nichts für – von Filmkultur wenig beleckt und vom Fernsehen versaut sind: Axel Prahl mit einer jämmerlichen Knallcharge, die einzig in ihrer Heteromorphie als Ratte einen Ansatz von Lustigkeit hat, Steffi Kühnert als Lydia, wie auch Bjarne Mädel als Timms Vater, die zeigen, dass verwöhnte Subventonsschauspieler keine Prolos darstellen können (anders als in England; siehe Ich Daniel Blake). Auch das meiste Hotelpersonal hat offenbar nicht den Ehrgeiz, einen Beruf und einen Berufsstand glaubwürdig darzustellen, so wenig wie Harald Schmidt als Rennplatzsprecher es auf Brillanz anlegt, darauf zu zeigen, was die typische Eigenschaft einer solchen Figur ist. Auch Milan Peschel als Grabredner steht ziemlich verloren da mit seinem einzigen Auftritt in unentschlossener Umgebung, da hätte ihm bittschön die Regie helfen sollen,.

Während Fritzi Haberland zu 100 Prozent die Bäckereiverkäuferin Frau Bebber, die Mutter von Ida, darstellt. Auch der Lehrer Heinz Rudolf Kunze als Schuldirektor orientiert sich an den Zeiten des alten, deutschen Schwarz-Weiß-Filmes, als solche Figuren noch Pli hatten und Formen und Benimm. Auch der Steinmetz von Axel Werner ist eine überzeugende, stimmige Figur.

Die Erzählstimme von Joachim Król ist leider nicht souverän genug, nicht weisheitsaffin genug, hat nicht diese sich wundernde Distanz zu den Dingen, die so ein Erzähler bräuchte.

Insgesamt kommen Inszenierung und Schnitt zu bleifüßig daher. Auch das Casting-Department hat uninspiriert seinen Job getan mit wenigen Glückstreffern dabei.

Einmal mehr gilt: 90 Minuten wäre mehr gewesen, in 90 Minuten hätte das schlanker erzählt werden können als in fast zwei Stunden; auch die Frage, ob es nötig war, den ganzen Hintergrund von Baron Lefuet, was rückwärtsgelesen Teufel bedeutet, so palazzoprotzomäßig breit zu zeigen.

Die Regie hat es unterlassen, jede einzelne Szene auf den Zustand von Timm hin abzuklopfen. Er durfte dann halt nicht mehr lachen nach dem Deal. Die Inszenierung strahlt die Charmelosigkeit und den Bedacht einer Pflichtübung aus. Es fehlt die erzählerische Vivacité, die Bewegtheit der Filmemacher durch die Geschichte und dass sie es wert sei, erzählt zu werden. Es fehlen Pfiff und Leichtigkeit. Wobei, wo sollen die subventionsverwöhnten, deutschen Schauspieler die Souveränität für ihre Rollen herholen, wenn sie darum bitten und betteln und womöglich sich einschleimen müssen, um an die Rollen zu kommen?

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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