Gemeinsam wohnt man besser – Adopte un Veuf

Die komödiantisch-boulvevardtheaterhafte Variante zu Frühstück bei Monsieur Henri. Verbiesterter, eigenbrödlerischer alter Mann in großer Pariser Wohnung wird aufgemischt von nicht gewollter, unerwünschter Mitbewohnerin und wird aus seiner selbstverordneten Isolation herausgerissen.

So weit so nachvollzieh- und erwartbar und hier im Film von Francois Desagnat nach Treatment und Drehbuch von Jérome Corcos und Catherine Diament amüsant allein durch schauspielerischen Elan und Generationenanstachelung. Wobei die Begeisterung für die Begeisterung fürs Genre gerne ins Kraut schießt.

Es gibt die kleine Rahmenhandlung für die Lebensroutine des kinderlosen Witwers und Geburtshilfearztes Hubert Jaquin (der fabelhafte André Dussolier). Er will mit seinem Freund Samuel (Nicolas Marie) nach Mallorca fliegen. Allerdings überfordert ihn die Tatsache, dass Samuel zwei kesse, junge Bienen als Begleiterinnen aufgetan hat. Herbert macht konfus rechtsumkehrt, lässt die zwei Frauen im Wagen seines Freundes zurück.

In der Bäckerei mit einer paradehübschen Bäckereiverkäuferin findet er die Annonce einer Putzfrau mit vietnamesischem Namen. Durch einen kleinen Erreur taucht bei ihm aber Manuela (Bérengère Krief, eine weitere wunderbare, französische Darstellerin) auf. Sie sucht ein Zimmer. Lässt sich als vermeintlicher Putzfrau erst die geräumige Wohnung zeigen, die sich genau so gut als Pension eignen würde.

Nach ein paar dramturgischen Kniffen hat sie die widerwillige Zusage. Sie zieht als erstes die Vorhänge auf, die ewig schon geschlossen gewesen sein müssen. Alles erwartbar, aber weil prima gespielt, ebenso genießbar.

Ganz schnell lässt der Alte sich zu ebenso erwartbarem Fez verführen, Tanz und Capirinha. Jetzt ist die Atmosphäre so locker, dass er bereit ist, einen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot in Paris zu leisten. Ein Kandidatencasting lässt den Anwalt in Scheidung J.P. (Arnaud Ducret) und Marion (Julia Piaton) in zwei weitere Zimmer einziehen.

Somit kann das Leben losgehen in der Bude, können Autoren, Regisseur und Schauspieler zuschlagen und sie haben so viel Spaß dabei und Angst davor, es könnte langweilig werden, dass sie zur Illustration des WG-Wonnegefühles nebst diversen Beziehungsstories auch noch eine kleine Schelmengeschichte einbauen, die mit Reptilien zu tun hat, eine abenteuerlich geheimnisvolle nächtliche Aktion wie im Kinderabenteuerfilm.

Alles halb so wild, halb so ernst, die Musik erzählt definitiv und in erster Linie: hier geht es darum, ein gutes Gefühl zu erzeugen und nicht um die Erklärung oder Ergründung der tieferen Ursache von Konflikten auf der Welt, sondern darum, lustvoll über die Untiefen des Lebens zu segeln und über die Runden zu kommen. Einigermaßen gelungen.

Unterhaltsam in und wegen seiner absehbaren Folgerichtigkeit und Rückvermenschlichung der Hauptfigur, ausgelöst durch eine Unachtsamkeit, wohl: Freudsche Fehlleistung des Hauptakteurs.

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