Hinter den Wolken

Haltbarkeit und Härtetest der ersten Liebe.

Einfach eine schöne Geschichte erzählen. Eine Liebesgeschichte. Eine romantische Komödie unter Senioren. Kein Tumorfilm. Kein Demenzfilm. Keine Blind-Date-Geschichte. Mit ruhiger Hand und Kamera erzählt und mit voller Konzentration auf die Geschichte mit wunderbaren, nicht gesichtskorrigierten Schauspielern, mit denen man sich nach der Geschichte vertraut fühlt wie mit Freunden, mit denen man gerne wieder etwas erleben möchte.

Eine Geschichte auch, von der man von der ersten Sekunde an weiß, dass sie gut ausgehen wird. Die das so inszeniert, heißt Cecilia Verheyden, kommt aus Belgien und hat für ihren Film das Drehbuch von Michael De Cook nach dessen eigenem Theaterstück zur Vorlage genommen. Theatergetestete Figuren sind im Film gerne besser im Lot.

Das Symbol für den Liebespfeil ist ein roter Dartpfeil. Ihn legt Gerard (Jo De Meyere) bei der Beerdigung des Mannes von Emma (Chris Lomme) auf den Sarg. Die beiden waren vor 50 Jahren verliebt bis über beide Ohren, aber Gerards bester Freund hat das Rennen gemacht. Er war derjenige, der blendender ausgesehen hat, der alles, was er anrührte zu Erfolg und Geld macht, eine Firma gründete. Insofern ist es auch eine Geschichte, die in einem gehobenen Milieu spielt, obwohl der Pool der Villa leersteht, aber eine Taxifahrt kann sich die verliebte Witwe jederzeit leisten.

Die beiden haben sich seit 50 Jahren nicht mehr gesehen. Erst bei der Beerdigung ergibt sich die Geste mit dem Dartpfeil und ein Kondolenzblick. Gerard ist Autor geworden, er wohnt deutlich weniger ruhig und beschaulich als Emma.

Gerard nimmt nach der Abdankung sofort über Facebook Kontakt zu Emma auf. Liebes-Chat. Er konfrontiert sie damit mit einem erheblichen Problem. Gleich nach dem Tod des Gatten.

Zur Reflektion dieser Liebesannäherung sind im Film ihre Tochter Jacky (Katelijne Verbeke), die mit dem verheirateten Geschäftsführer der Firma, die der Verstorbene hinterlässt, ein unklares Seitensprungverhältnis pflegt und ihre erwachsene Tochter Evelien (Charlotte De Bruyne), die gerade den Führerschein macht und mit einem „brünftigen Bison“, wie die Oma ihn nennt, am Anbandeln ist.

Eine Liebe, die 50 Jahre geschlummert hat, kann die noch auf die Beine kommen? Es gibt Hoffnung, es gibt Orte, die heißen ‚La Sirène‘, ein Hotel am Meer, oder das Tanzlokal ‚Parasol‘.

Die letzte Szene, die wir von Emma mit ihrem bettlägrigen und schwerkranken, ersten Mann noch mitbekommen, hat eine Poesie der besonderen Art: sie steht auf dem Vordach und spritzt mit einem Gartenschlauch Wasser ans Fenster des Krankenzimmers und ruft, wie schön es doch sei, dass es regne. Wie schöne das sein kann, wird später bei einer der ersten Begegnungen der Altliebenden wieder zu sehen sein. Auch das Gedächtnis der Haut wird eine Rolle spielen.

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