Chasing Niagara

Vielfältiges Risiko.

Mit dem Kajak die Niagara-Fälle zu bewältigen, ist erstens illegal und wird mit hohen Geldstrafen belegt, zweitens ist die Chance, dabei zu Tode zu kommen ungefähr 50 zu 50, hinzu kommt das Risiko für das Safety-Team, das zur allfälligen Rettung bereitsteht, es kann zu lebenslänglich Gefängnis verdonnert werden, falls der Fahrer zu Tode kommt.

Eine Anforderung richtig für das Bedürfnis von Red Bull nach grenzwertiger Sensationsakkumulation, wobei die sympathischen Weltspitze-Kajaker, die die Protagonisten dieser Dokumentation von Rush Sturges nach dem Buch von Mark Anders sind, doch deutlich besonnener wirken als die Produzenten.

Weiterer Beifang nebst dem Kitzel mit der Provokation der Grenze von Leben und Tod sind selbstverständlich jede Menge berauschender Aufnahmen von Wasserfällen und Kajakfahrern, die in sie einspuren und fast senkrecht hinunterstürzen, sind GoPro- und Kamerakopteraufnahmen über Dschungel und Flüsse und sensationelle Wasserfälle, nebst der unangenehmen, dauernden Produktwerbung für irgendwelche Marken an den Kleidungs- und Ausstattungsteilen der Kajakstars.

Durch die Red-Bull-Gier, Sensationen anzuhäufen, geht allerdings der ganz große Kitzel verloren, und auch die Spannung leidet; denn im richtigen Leben sind es lange Wege bis zu den Höhepunkten des Fahrens selber; es braucht langen Anlauf und Vorbereitung. Damit füllt zwar der Film auch Zeit, denn die Fahrten allein über die Wasserfälle, das sind Sekundenereignisse. Das ist ein Problem der Dosierung.

So richtig beruhigend ist es nicht, wenn im Abspann gedankt wird all denjenigen, die Verletzungen davon getragen haben; eine dramatische Reanimationsszene bringen die Filmemacher gleich zweimal, da dürfte eine Grenze bereits überschritten sein, wie der Sportler selbst kurzzeitig im Jenseits zu sehen ist. Da verletzt Red-Bull wohl gezielt in der Hoffnung auf Werbewirksamkeit ein eiserenes Kinogesetz, was im Abspann üblicherweise für die Fauna gilt, dass kein Tier bei den Dreharbeiten gequält oder zu Tode gekommen sei. Menschen schon. Der Film ist Juanito und Lou gewidmet; leben sie noch?

Die Story rekapituliert kursorisch einige Schritte von der Idee, mit dem Kajak die Niagara-Fälle zu bezwingen („set off to a live changing journey“) bis zum großen Tag drei Jahre später, beginnend mit historischen Aufnahmen von früheren Versuchen. Sie macht klar, wie die Kajak-Fahrer, man sieht den Hauptstar mit einigen Kollegen an verschiedenen Flüssen und Wasserfällen in Mexiko und in den USA üben, die Fälle studieren, wie sie zwar Einzelkämpfer sind, aber auf ein Team, was sich besonders im Notfall hilft, unbedingt angewiesen sind.

Das größte Problem beim Kajak sind die Strudel am Fuß der Wasserfälle und die Überschläge der Fahrer mit dem Kopf unter dem Kajak und das Problem, sich wieder nach oben zu werfen.

Der Film wird in der Form des Ich-Erzählers auf die subjektiv ansprechende Schiene gehoben, der im Laufe des Filmes zur Erkenntnis gelangt, was es bedeutet, zu leben. Das machen sich auch Nicht-Kajaker viel zu selten bewusst.

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