Hannahs Rennen (DVD)

Auf solche Kinder dürfen wir stolz sein. Eine Pferderanch in einer mildgrünen Landschaft in Hancock County, Mississippi. Eine rechtschaffene Familie, die Rhodes. Vater (Luke Perry), Mutter (Candice Michele Barley), Coming-of-Age-Tochter Hannah mit schönem Schmollmund (Danielle Campbell), aufrechter Charakter und der kleine Bruder Rudy, vorpubertär.

Glück rundum. Vater und Tochter reiten aus. Vater schwärmt vom Glück. Dass er hart gekämpft hat, bis es soweit war, erfahren wir später.

Für eine Rührgeschichte ist pures Glück zu wenig. Also lassen die Autoren Sean Huze und Gianna Montelaro den Vater in der Regie von Teddy Smith einen tödlichen Herzinfarkt erleiden. Den spielt er im Pferdestall.

Für die reduzierte Familie heißt es jetzt kämpfen. Mutter ist verzweifelt, Schulden drücken, die sie nie wird bezahlen können. Doch den Drehbuchautoren, die sicher schon andere Pferde- und Coming-of-Age-Filme von Mädchen gesehen haben, kommt der rettende Einfall vom baldigen Pferderennen, bei welchem viel Geld zu gewinnen ist.

Das Pferd als Mittel zum Erwachsenwerden für eine junge Frau. Das läuft nicht ohne innere Kämpfe ab. Das Böse ist nicht weit. In einer Spelunke, in der Billard um Geld gespielt wird, hängen düstere Gestalten herum, verführbare Gesellen. Der Gläubiger mit dem verlebten Gesicht eines alternden Bonvivant und schmierigen Schurken zugleich, Darden (Thomas Francis Murphy), findet hier den gutmütigen, verschuldeten Jeffrey, im Inneren eine reine Seele auch er, der weiß, dass die Rhodes gute Leute sind, ausgerechnet er soll vor dem Rennen dem Pferd heimlich eine Droge verabreichen (Hannah wird nach dem Rennen sagen, sie habe das Gefühl gehabt, ein anderes Pferd zu reiten).

Genau so gehört es sich für eine Coming-of-Age-Geschichte einer jungen Frau. Damit ist die Schiene gelegt für eine heldenhafte, mutige, von inneren Kämpfen und Gewissensdiskussionen begleitete Geschichte, in die auch immer wieder der verblichene Vater ermunternd eingreift, an den Stolz und die Ehre und das Selbstbewusstsein seines Nachwuchses appellierend.

Und der Druck, den die Mutter auf die Tochter ausübt. Die Geschichte hält noch einen weiteren Twist bereit, so dass das überaus glückliche Ende der Protagonistin einen der treuherzig und ehrlich mit Dackelblicken strahlenden jungen, muskulösen Männer für einen unbeschwerten Rummelbesuch an die Seite spült.

Musikalisch wird die Geschichte mit sanften, zarten Gitarrenklängen und Songs dezent unterlegt.

Aber auch das: eine Rührgeschichte schön zu erzählen, das will gekonnt sein. Und schön und beruhigend sind die Bilder. Sie verströmen Geborgenheit, denn der Regisseur hat bislang überwiegend als Kameramann gearbeitet. Um der angenehm kurzen Angelegenheit tiefere Bedeutung zu verleihen, hat er seinem Film dieses Zitat vorangestellt: “God forbid that I should go to any heaven where there are no horses.“ R.B. Cunningham-Graham, 1917 in einem Brief an Theodore Roosevelt. – Ein Pferd, ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd.

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