Mit besten Absichten

Wie eine Geschichte, die das Potential für spannende Konflikte hätte, in allumschlingender, amerikanischer Herzlichkeit sich auflöst, zeigt uns hier Lorene Scafaria, die Autorin und Regisseurin dieses Filmes.

Das Thema, das sie uns eingangs bannend präsentiert, ist eine Mutter-Tochter-Beziehung. Die Mutter, Susan Sarandon als Marnie, ist nach dem Tod ihres Mannes allein, verfügt über genügend Geld. Sie entscheidet sich, von New Jersey nach Kalifornien in die Nähe ihrer Tochter Lori, Rose Byrne, zu ziehen. Die ist Drehbuchautorin und lebt allein mit zwei Hunden.

Wie nun die Mutter Lebenssinn aus dem Versuch, das Leben der Tochter zu organisieren, ziehen will, das inszeniert Scafaria lebensnah und wird von den beiden Darstellerinnen großartig gespielt. Hier bahnen sich handfeste Konflikte an, die vom Storytelling her Spannung versprechen.

Aber das reicht der Mutter nicht. Sie versucht, einen Verkäufer von Apple, Freddy / Fredo, Jerrod Carmichael, der mit seinem Charme gewiss nicht nur Kunden zu gewinnen versteht, in ihr Tentakel-Sponsoren-Netz einzubauen. Sie fährt ihn öfter nach Hause, ermuntert ihn zum Weiterstudieren, will ihn unterstützen; ein Opfer ihres Helfersyndroms. Dieses kleine Kapitel des Filmes ist gut auch als pure Apple- und i-Pad-Werbung zu lesen.

Ferner will Marnie Jillian, Cecily Strong, unter ihre Fittiche nehmen und ihr die Hochzeit mit ihrer Freundin finanzieren. Insofern ein rein amerikanisch süßer Hochzeitsfilm mit allem Drum und Dran und Yacht.

Dazwischen lässt Marnie sich überreden, als Komparsin bei einem Dreh mitzuwirken. Das ist nicht unkomisch, wenn ein großer Star wie die Sarandon, sich an so etwas versucht, was da se nie und nimmer gelingen kann, ihr und dem Film aber auf die Alters-Rom-Com-Schiene verhilft, indem Zipper, ein Ex-Polizist, J. K. Simmons, sie deswegen als vermeintliche Schauspielerin anspricht und mit seiner Harley Davidson in den Bereich der Altersliebesgeschichten, in denen Hühner und Eier und das Stöpseln von Kabeln eine Rolle spielen, entführt.

Es kommt noch ein Ehrenamts-Job im Spital dazu, Betreuung einer bettlägrigen, alten Frau, die nicht mehr sprechen kann, eine Geschichte, die mit einem kleinen Wunder zu Ende geführt wird.

Bei all diesen Einsamkeitsbewältigungsversuchen – die Tochter, die von der Mutter sichtlich genervt war, hat sich längst nach New York zu Dreharbeiten abgesetzt -, hat sich der sich anbahnende Konflikt zwischen Mutter und Tochter wie verflüchtigt, verliert sich in Mutters netten Zerstreuungen der mannigfachsten Art, denn auch in all den kleinen Geschichten verschwindet das ursprüngliche Motiv, mit Geld sich Freunde zu verschaffen, zusehends.

Konflikte lösen sich auf wie nichts, falls sie sich überhaupt noch anbahnen, was vermuten lässt, dass es sich bei diesem Film eher um eine Anekdotensammlung nach Erlebtem, denn um den Versuch das Thema Einsamkeit und Alleinsein als ältere, wirtschaftlich gut ausgestattete Frau zu ergründen, wobei auch eine Psychiatrin ab und an vorkommt, aber auch sie verliert sich in den anderen Erzählsträngen.

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