Der Junge und das Biest (Filmfest München 2016)

In diesem Animationsfilm von Mamoru Hosoda spielen zwei Welten ineinander.

Die Menschenwelt – die besteht vor allem aus Menschenmassen, aus mindestens einer kaputten Familie, Mutter weg, Bub Ren will nicht mit seinem Vater leben und haut ab, will sich nichts bieten lassen. Vor der Polizei kann er sich noch retten. Mönche erzählen ihm von einem Weg zu einem göttlichen Zustand. Ren würde wohl, wenn wir Die Prüfung über die Selektion künftiger Schauspieler in Hannover beiziehen, als nicht „ausbildbar“ gelten.

Die Biesterwelt – von der lernen wir zuerst ihre Machtstruktur kennen. Da ist ein Hasenobergott. Dann ein Gott. Der muss sich seinen Weg an die Position erkämpfen. Er muss Familie haben und Schüler, Anhänger. Und es gibt den ambitionierten Kumatsetsu, der das alles nicht hat, der den schlechtest möglichen Ruf hat, mit dem keiner sein will, bis auf seine zwei treuen Adlaten.

In jeder der beiden Welten wird also ein extremer Außenseiter und hoffnungsloser Fall beschrieben: Ren und Kumatsetsu. Just diese beiden aussichtslosen Fälle, diese Nicht-Integrierbaren führt die Geschichte zusammen, lässt sie sich zusammenraufen, lässt sie ein Lehrer-Schüler-Modell entwickeln, in welchem der Lehrer vom Schüler lernt – und natürlich auch umgekehrt, was beinhaltet, dass der Schüler sich vom Lehrer trennt, wenn er seine Lektkionen gelernt hat.

Ren als Schüler von Kumatsetsu, das ist eine Paarung, die den schlechten Ruf und die Chancenlosigkeit auf Erfolg in sich hat und die nur nach heftigsten Fetzereien überhaupt zusammenfinden, bei zwei so ähnlichen, heftigen und heftig aufeinander reagierenden Charakteren.

Was lernen wir aus diesem Film? Vieles ist lernbar und ein guter Lehrer lernt von seinem Schüler und umgekehrt. Hier hat Ren den schlimmsten Konkurrenten von Kumatsetsu, Iozen, den mit der geradlinigen Karriere von Familie und Schülern, genau beobachtet und festgestellt, dass der sehr viel übt. Das verlangt er nun auch von seinem Lehrmeister.

So gibt es schöne Übungsstunden. Ständig imitiert Ren seinen Lehrmeister in den Bewegungen. Die studiert er ganz genau, das zeigt eine einleuchtende Szene, wie er allein vom Hören seiner Bewegungen darauf schließen kann, was sein Lehrmeister gerade tut, wie er sich gerade bewegt.

Die beiden machen eine Lehrreise. So lernen sie unterwegs Telekinese, Illusionismus und Transzendierung. Nach einiger Anfeindung kommt plötzlich der Erfolg, fängt die Lawine der Anerkennung an, die Schüler, die aufgenommen werden wollen, stehen Schlange.

Wie Ren beim Meister nichts mehr zu lernen hat und von der süßen Kaede kapiert, dass ihm jegliche Bildung fehlt, wendet er sich der Bildungswelt zu. Zu guter Letzt trifft er seinen Vater wieder und jetzt könnte Happy End sein; aber so einfach kann man nicht abhauen von seinem Lehrer.

Die Vergangenheit holt Ren ein, wie es 9 Jahre nach dem ersten Duell in der großen Arena der Biester zum erneuten Zweikampf zwischen Kumatsetsu und Iozen kommt. Dieser hat einen Sohn, Ichirohiko, der auch Menschliches in sich hat, was in der Welt der Biester als das Dunkle gilt, im Zeichentrick wird so ein Mensch, wenn diese dunklen Kräfte grollen, vom Bauch her rabenschwarz eingefärbt und ein diffuses Leuchten lässt es gefährlich erscheinen. Kumatsetsu braucht jetzt die Unterstützung von Ren.

So steht ein großer Countdown bevor, bis Ren geläutert, kampfstark und vor allem mit der Einsicht, dass er nie wieder mit dem Schwert kämpfen werde, von der Leinwand entschwindet. Trotzdem, bis dahin war das Leben vor allem: Kampf – aber es muss ja kein schwarzer Kampf sein, bei dem eine Silhouette wie ein Walfisch in Tokio die schlimmsten Verheerungen anrichtet. Auf so einen schwarzen Kampf aber scheint die Menschheit gerade sich einzulassen.

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