Dias Extranos (Filmfest München 2016)

Beat-Generation in Kolumbien um 2015. In fotogenem Schwarz/Weiß. Langmütig erzählt. Ohne Hektik. Zusammen abhängen aus Liebesgründen. Einen Job haben. Kein Geld. Dann doch mal mit der Mutter telefonieren.

Er ist ein gutaussehender junger Argentinier. Sie eine ebenso gut aussehende Kolumbianerin. Nicht, dass sie nur das gute Aussehen im Sinne hätten. Aber nach dem Sex soll er sich bittschön waschen, auch wenn der Wasserhahn wenig her gibt. Sie kann es ja machen. Beide nackt im Badezimmer. Ein Minimum an Hygiene soll sein. Auch mal ein frisches Hemd anziehen. Er hat nichts zum Wechseln. Das ist in der Reinigung beim Chinesen.

Mit dem Chinesen kann man sich nach einer mauligen Auseinandersetzung, weil man den Abholzettel nicht finden kann, doch gut unterhalten über die Frauen. Die aus Paraguay findet er am besten. Seine Freundin ist in China.

Der Argentinier und die Kolumbianerin haben, wenn sie nicht gerade Sex haben, Heckmeck. Sie ist ihm zu langsam, wenn sie durch leere Straßen mit den bunt und wild besprayten Wänden gehen. Er kaut ihr zu laut oder lässt die Musik zu laut laufen, wenn er sich nach dem Sex dem Computer zuwendet. Sie zertrümmert diesen. Kein Grund zur Trennung.

Ein Aufenthaltsort ist eine Gründerzeit-Eisenbahnbrücke in Stahlkonstruktion, fotografisch so ergiebig wie sinnbildlich. Hier kann man sich unterhalten, ein Messer finden. Für so eines gibt es vielleicht Verwendung, wenn es schon in einen Film eingeführt wird.

Sie kommt auf die Idee, noch eine Frau mitzunehmen aus der Disco. Diese stammt aus Uruguay. Wieder eine eigene Spezies von Frauen. Dreierversuch, der nicht in Minne endet. Das Messer ist schon ins Spiel gebracht. Es wird nicht ganz wie erwartet, verwendet werden.

Man ist auch zum Scherzen aufgelegt. Auf dem U-Bahnsteig nähern sich der Argentinier und die Kolumbianerin einer Frau, die sie kurz vor Zugeinfahrt von hinten packen und erschrecken.

Die Haltung zum Leben und zu dessen Bewältigung zeigt er, nachdem sie an die Wand mit Kohle MARICON geschrieben hat; er stellt die Matratze verdeckend davor. Wie er später die Matratze nach dem Prinzip des geringsten Widerstandes und Energieaufwandes wieder aufs Bett legt, das könnte fast ein magischer Kinomement zu einer ganzen Lebenshaltung genannt werden. Er wird nach Entfernung der Matratze von der Wand, wie das Wort wieder ganz zu lesen ist, noch ein T anfügen; der Untertitel wird das als „Cunt“ umschreiben.

Es gibt schöne Aufnahme vom Tanz, schwarz-weiß betonte Schlaglichtfotografie hebt besonders schön und prickelnd die erotischen Körperformen hervor. Ein kurzer Flash, 70 Minuten, von Juan Sebastián Quebrada aus Kolumbien. Tja, und mit Pillen kann man sich einen Menschen gefügig machen. Mit schönem Kino auch.

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