Was uns verbindet

Warmherzig-feminine Reflexion über das breite Familienbild von heute

Familie ist in unserer modernen Zivilisation und hochtechnisierten Welt ein Begriff, der sich radikal ausgeweitet hat mit der Vervielfältigung möglicher Lebensweisen und Lebensgemeinschaften, die längst nicht mehr vom rein ökonomischen Überlebensimpetus bestimmt werden.

Lose nach einem Roman hat Carine Tardieu sich dem Thema nach dem Drehbuch von Alice Ferney, Agnès Feuvre und Raphaele Moussafir angenähert. Allerdings ist nicht das Auseinanderbrechen einer Beziehung, weil man sich nicht mehr versteht, der Anlass für Neuformierungen.

Ein Schicksalsschlag lässt Alex (Pio Marmai) plötzlich mit seinem Stiefsohn Elliott (César Botti) allein in der Welt stehen. Den Anreißer fürs Mitgefühl baut die Regisseurin gleich zu Beginn ein. Alex liefert das Kind unangemeldet bei seiner Nachbarin Sandra (Valeria Bruni Tedeschi) zum Hüten ab. Die wiederum schiebt das Kind, da sie sich um ihre feministische Buchhandlung kümmern muss, an eine weitere Bekannte ab.

Die Frau von Alex stirbt bei der Geburt von Lucile, dem Stiefschwesterchen von Elliott, der wiederum aus der früheren Beziehung von ihr mit David (Raphael Quenard) stammt. Zu dem engeren Personenkreis, mit dem Alex in Kontakt kommt, gehört auch die Ärztin Emillia (Vimala Pons). Sie scheint so frei zu sein wie Sandra. Diese wiederum steht für eine besondere Single-Lebensweise, sie hat wohl einen Liebhaber einmal die Woche. Aber auch da steckt der jetzt freie Alex seine Fühler aus.

Der Film verfolgt die Familienanbahnung und -bildung anhand von Altersangaben von Lucile in anfänglichen Tages-, dann Monatsschritten. Es ist ein Film, der immer nah an den Alltagssituationen seiner Protagonisten bleibt, der die Entwicklung vor allem auf Konversationsbasis vorwärts treibt. Einer seiner großen Pluspunkte ist Valeria Bruni Tedeschi mit ihrem rätselhaft, fast möchte man sagen, linkischen Charme und die mit einem in keiner Weise aggressiven, beinah scheu zu nennenden Feminismus zu faszinieren versteht und dabei ein charmantes Votum für ein selbstbestimmtes Singleleben abgibt.

Ein Gedanke zu „Was uns verbindet“

  1. Hallo Steffe
    zum Film: Attachment
    Ich hätte es nicht besser formulieren können…
    Schönen Tag und liebe Grüsse aus der Schweiz

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