Mädchen können kein Fußball spielen (ARD, Freitag, 4. Juli 2025, 23.15 Uhr)

Der Frauenfußball und der Sexismus

Warum sendet die ARD diese Dokumentation von Torsten Körner so spät nachts? Ist das der immer noch nicht endgültigen Beendigung der Diskriminierung des Frauenfußballs zuzuschreiben? Würde die ARD eine solch anekdotische, in der unendlichen Fundgrube sexistischer Sprüche reichlich wühlende Dokumentation, wenn es denn um die Herren der Schöpfung ginge, bei der ja der aktive Sexismus, der potenzstrotzende Sexismus nicht weniger da ist, ebenfalls zu nachtschlafender Zeit versenden, um ihn anschließend in der Mediathek zu versenken?

Vielleicht sind dafür nicht mal die für die Herstellung der Sendung verantwortlichen Redakteure Rolf Bergmann (RBB) Anais Roth (MDR), Raiko Richter (MDR), Sabine Mieder (HR), Marc Brasse (NDR) und Thomas Kampf (WDR, zuständig. Vielleicht sind das heimliche Machos in grauen Anzügen, die sich geschickt getarnt in den unzähligen Hierarchien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks namenlos unsichtbar machen.

Ja, es wäre interessant, von der ARD eine Begründung für die Platzierung zu hören. Fußball ist doch eine populäre Angelegenheit. Warum wird die nicht zur Hauptsendezeit behandelt? Es geht immerhin, ständig ist am unteren Bildrande anspruchsvoll das Label „ARD History“ zu lesen, um die Geschichte einer Emanzipation, sowohl in den zwei parallelen deutschen Staaten als auch nach der Wiedervereinigung im heutigen Deutschland.

Der Film bejubelt in den letzten Sequenzen denn auch die Erfolge der deutschen Frauen-Nationalmannschaft seit der Wiedervereinigung. Er erfüllt vielleicht diesen History-Anspruch nicht unbedingt nach systematischen Kriterien. Immerhin geht er in locker chronologischer Reihenfolge primär anekdotisch vor. Und da ist die Geschichte reich davon!

Der Film platziert wichtige Akteurinnen dieser Geschichte als Talking Heads in einem historisch anmutenden, fein ausgestatteten Studio, könnte aus der DDR stammen, die Protagonistinnen gut ausgeleuchtet, hübsch angezogen, frisiert und geschminkt. Der Hintergrund kommt einem Bericht über den historischen Stuhlfundus der ARD gleich. Wie in einem Design-Museum dekorativ werden da zeitgenössische Sitzgelegenheiten in eigenen Choreographien hindekoriert.

Als nett kommentierend werden immer wieder die Sphinx-Köpfe eines Tischfußballspiels zwischengeschnitten, die auch mal akklamierend nicken.

Die Geschichte des Frauenfußballs ist ein einziger Kampf, das ergibt sich aus den Erzählungen, gegen den vorherrschenden Machismo, der mit Statements speziell auch von Spitzenpolitikern, aber auch von Männern aus dem Volk und auch von Sportjournalisten, seinen Niederschlag findet.

Der Film kann gesehen werden als flankierende Ergänzung zu anderen Filmen zum Thema. Diverse Überschneidungen, auch dank der Protagonistin Anne Trabant-Haarbach, gibt es mit der Doku Das Wunder von Taipei. Wie aus einer Parallelwelt zur hier beschriebenen Frauenfußballwelt gibt es den neuen Kinofilm Copa 71, der von einer sensationellen WM der Frauen schreibt, die praktisch mit dem Abpfiff sofort dem Vergessen anheim gefallen ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert