Frisch

Bruderkampf

Der ältere Bruder Mirko (Franz Pätzold) war immer schon da im Leben von Kai (Louis Hofmann). Kai ist im Umgang mit Geld nicht allzu geschickt, landet in einer Schuldenspirale.

Bruder Kai ist Dealer, kennt den Knast von innen und hat da einiges gelernt. Die beiden Brüder wachsen beim Onkel Andy (Sascha Alexander Gersak) auf. Der ist ein grobklotziger Typ und Metzger.

Unvorsichtigerweise wird Ayse (Canan Kir) schwanger von Kai. In dem sozialen Grenz- oder Absturzmilieu bedeutet das, dass er sie heiraten muss, Kind ist bald schon da. Mit dem Geld geht es nicht besser. Kai kann beim Onkel in der Schlachterei arbeiten. Das nutzt der energie- und emotionsvoll erzählte Film von Damian Johan Harper nach dem gleichnamigen Roman von Mark McNay für deftige, symbolträchtige Bilder nach einem wohl bedachten Script, das exzellenter Milieuschilderung dient.

Dazu passt wunderbar die verrauchte Stimme von Ralf Richter als Ich-Erzähler, dazu dient eine feine Auswahl von Schauspielern, die sich voll in die Riemen legen.

Verhängnisvoll für den kleinen Bruder ist sein Ungeschick im Umgang mit Geld insofern, als sein älterer Bruder ihm aus der Patsche helfen will, aber eben nicht mit seriösen Dingen, wie dem Metzgerberuf, sondern mit einem Job als Kurierfahrer für Drogen.

Ein soziales Problem für den jungen Vater ist zudem die Augenschwäche seines Kindes. Dieses soll nicht so eine billige Brille tragen; ein Augen-OP aber kostet Geld, das an anderer Stelle fehlt. Ein Auto möchte der junge Vater auch, er behauptet, um damit zur Arbeit zu fahren. Er haut seine Chefin in der Metzgerei um Geld an. Er ist in einem Abwärtsstrudel gefangen und Geldeintreiber sind ihm auf den Fersen, mehr als einmal erlebt er das physisch.

Überraschend taucht ein Jugendfreund aus dem Absturzmilieu plötzlich als Polizist auf, Selo (Zejhun Demirov), was die Sache für Kai nicht einfacher macht. Im Script vermengt der Filmemacher Damian John Harper geschickt verschiedene Erzähl- und Collagetechniken, Rückblenden, Einsatz des Voice-Over, Stills und als Musik gängig Schlagerhaftes.

Als ideellen Überbau mag man die Winnetou-Filme nehmen, die die beiden Brüder geprägt haben.

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