Heidi – Die Legende vom Luchs

Johanna Spyri umweltkrimitechnisch aufgepeppt

Schnaittinger ist ein Sägewerksbetreiber und früher Raubbauer an der Natur. Er lebt zur Zeit, als Autos noch seltene Pioniervehikel sind und mit Holz oder Kohle angetrieben werden. Mit dem Gefährt kommt er im Dörfli, einem tief in den Alpen gelegenen Dorf an. Er will hier ein Sägewerk betreiben. Dazu braucht er die Unterschrift der Dorfbewohner. Alle machen mit.

Einer weigert sich. Es ist der Alpöhi, der außerhalb des Dorfes lebt. Seit er im Verruf steht, den Kirchturm angezündet zu haben, ist es einsam um ihn geworden. Bei ihm lebt seine Enkelin, die putzmuntere Heidi. Sie verbringt eine sorglose Kindheit mit ihrem Kinderfreund Peter auf der herrlich und farbenprächtig illustrierten Alm, am Fuße steiler, bedrohlicher Berge.

Der Animationsfilm von Toby Schwarz und Aizea Roca Berridi nach dem Drehbuch von Peter Dollinger, Tess Meyer und Marcus Sauermann, das auf Figuren aus dem Buch von Johanna Spyri basiert, zeichnet die Bergwelt oft sehr süß, überschreitet dabei nie die Grenze zum Kitsch, er lässt das Bedrohliche der Naturgewalt nicht aus und verschweigt nicht, wie stotzig da oben Wege sein können und wie nah am Absturz die dünnen Pfade und Steige sind. Man denkt an aktuelle Bergstürze.

Die Musik orientiert sich am Ländler, greift gerne auch auf die dorther stammenden zarten Töne zurück, gibt dem Alphorn seinen Auftritt.

Unfreiwillig wird Heidi in die Industrialisierungsgeschichte hineingezogen. Der Investor will dem Dorf jeden Gefallen tun, um die Zustimmung zu seinem Projekt zu erhalten. Dazu gehört auch, dass er den Luchs, der eine Gefahr für die Hühner ist, jagen will. Er stellt Fallen auf.

Heidi entdeckt in einer der Fallen einen jungen Luchs mit einer Wunde an einem Bein. Mithilfe von Peter befreit sie das Tier; die Falle stellt sich als gefährlich heraus und wenig gesichert. Heimlich nimmt Heidi den jungen Luchs bei sich auf. Die Krimihandlung zwischen dem bösen Investor und dem Schutzinstinkt von Heidi und dann auch vom Opa kommt in Gang.

Der Film ist gut nachvollziehbar erzählt, die Situationen sind keinesfalls verharmlosend, aber auch nicht übertrieben. Es ist auch die Geschichte einer Freundschaft, sowohl zwischen Heidi und Peter, als auch zwischen Heidi und ihrem Großvater und zu Klara, die sie mit einer beigelegten Fahrkarte in einem Brief ans Meer einlädt. Da ist allerdings der kleine Luchs davor.

Mit exzellent eingesetzen Drohnenaufnahmen bekommt die Landschaft ein anschauliches Bild. Momentweise erinnern die Szenen an das Marionettentheater. Die deutsche Sprecherfassung kann sich hören lassen.

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