Go Clara go: Die Kunst des kreativen Widerstands

Avantgardekunst in der Diktatur

Ein Fundstück mittemang aus dem spröden Gebiet sozialistischer Staatskunst, eine wilde Blüte tobender Kunst eines fünf Jahre währenden Künstlerkollektivs, das sich Clara Mosch nannte, deren Treffpunkt die Galerie Oben in der damaligen Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz, war, von 1977 bis zur Schließung 1982 und deren Kunstwerke heute im Getty Museum in L. A. als seltene Kostabarkeiten gesammelt und behandelt werden, das ist in einem Bandwurmsatz zusammengefasst, das worum es in dieser ansprechenden Dokumentation von Sylvie Kürsten geht.

Das Label für das Künstlerkollektiv Clara Mosch fungiert als Ich-Erzählerin. Es ist weder die Dokumentaristin noch die einzige Frau im Künstlerkollektiv. Es ist eine sympathische Erzählstimme, die sich spontan in Dokustücke aus Archiven einmischt, sie kommentiert oder erklärt.

Es war eine Kunst, wie sie moderner nicht hätte sein können. Es ist eine Gegenkunst gegen die Erwartungshaltung des sozialistischen Realismus, es ist Pop-Art, Avant-Garde, Dada-Kunst, die Tanz, Performance, Veranstaltungen in freier Natur nicht ausschließt.

Clara Mosch mag als Phantom einer freien Kunst in einem unfreien Land gelten. Symbolisch dafür gibt es Tanzeinlagen einer verschleierten Tänzerin, abstrakter Solotanz. Die Schreie an die Basaltwände im Erzgebirge, noch bevor Joseph Beuys seine Basaltstöcke vor der Documenta in Kassel stapelte. Eine Holzperformance in einem abgeholzten Stück Wald. Die Asche der damals verbrannten Monumente wird heute kostbar verwahrt in Holzkistchen mit Gläsern und den jeweiligen Fotos dazu im Getty-Museum in L. A.

Die Galerie war ein multifunktionaler Raum, wie aus der Zeit gefallen, es war eine Produzentengalerie für die fünf Individualisten von Künstlern, Keimzelle des Avantardismus, eine Genossenschaftsgalerie. Sie verband derselbe Geist, derselbe Lebensanspruch.

Der Clou, die Stasi hat das beste und ausladenste Archiv an Fotos über diese Gruppe angelegt! Ein Strang des Filmes ist die Vorbereitung zu einer Ausstellung von Heute und selbstverständlich verbringt der Film Zeit mit den damaligen Mitgliedern des Kollektivs, die heute alle noch aktiv sind.

Der Film erinnert an In einem Land, das es nicht mehr gibt über Modefreaks in der DDR, oder auch This ain’t California
Auch Im Stillen Laut wirft einen Blick auf unangepasstes Künstlertum jener Zeit.

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