Ein Meilenstein in Italiens Erotikindustrie
Fotoromanze
Riccardo Schicchi ist die zentrale Figur dieser Geschichte, die alle Elemente eine aufregenden Soap-Opera enthält von Liebe, Sex, schönen Frauen, Pornogeschäft, Betrug, Zerwürfnis, Ehe, Krankheit, Erfolg, Skandal, Polizei, Durchsuchung, Verhaftung.
Debora Attanasio (Barbar Ronchi) war lange die Sekretärin von Riccardo Schicchi (Pietro Castellito). Sie hat aus nächster Nähe Aufstieg und Fall von Diva Futura, wie das Unternehmen hieß, erlebt, hat darüber das Buch „Sagt Mama nicht, dass ich Sekretärin bin“ veröffentlicht. Dieses hat Regisseurin Giulia Louise Steigerwalt zur Grundlage für ihr Drehbuch genommen.
Die Filmerzählung, Filmskizze, die Fotoromanze umfängt den Zeitraum von 1994 bis zum Tode Schicchis 2012. Zuckerkrank war er sein ganzes Leben. Früh hat er seine Begeisterung für weibliche Schönheit entdeckt.
Das wird in einer undatierten Rückblende aus seiner Kindheit erzählt. Der Vater guckt mit dem Feldstecher aus dem Fenster. In Nachbarhäusern sind nackte Frauen oder Frauen beim An- oder Ausziehen zu entdecken. Das ist schön. Das findet auch der Bub schön, so wie er die Zeitschriften schön findet, die der Vater kauft. Er findet nichts Schändliches, nichts Unsauberes an weiblicher Nacktheit.
Später entdeckt er sein Talent, attraktive Frauen zu Stars zu machen und er weiß, dass Skandale dafür nützlich sein können. Diese These untermauert eine frühe Szene, der Film geht nicht chronologisch vor und springt hin und her zwischen den Zeitebenen, in der aus Tod und Begräbnis der Schlange, die Schicchi nebst Dutzenden von Katzen und manchmal auch Kaninchen hielt, ein PR-Event gemacht wird.
Einer seiner ersten Stars war Ilona Staller (Lidjija Kordic) als Cicciolina. Sie ist später in die Politik gegangen und dadurch noch berühmter geworden. Eine Repräsentantin der sexuellen Befreiung und Freiheit, die Riccardo Schicchi und seine Frauen zelebrierten und feierten und auch geschäftlich ausnutzten.
Riccardos große Liebe ist Moana (Denise Capezza); die hält viele Stürme aus. Und die Ehe hält auch noch, nachdem Moana längst bei Massimiliano (David Iachini) eingezogen ist und mit ihm Kinder hat. Aber auch mit Eva (Tesa Litvan) verbindet ihn viel.
Giulia Louise Steigerwalt schildert dieses aufregende Leben, das ständig in Bewegung und Aktivität war, wie für die Regenbogenpresse bereitet schlaglichtartig. Sie geht nicht den inneren Konflikten nach, sie versucht nicht, Handlungsmotive zu ergründen, sie schildert protokollarisch Erfolge, Schmerzen, Zerwürfnisse, Misstrauen, Fehler, Krankheit, Tod und die Sehnsucht nach dem Menschlichen selbst auf der Suche nach dem Schlaglichthaften.