From the World of John Wick: Ballerina

Killertänzerin

Inzwischen kommt es vor, dass man vorm Besuch der Pressevorführung nicht nur eine Embargo-Erklärung, sondern einen weiteren, eine oder gar mehrere Seiten langen, englischen Text unterschreiben muss, den genau durchzulesen in dem Gedränge am Counter gar keine Zeit ist. Wenn jeder das genau studieren würde, müsste die Pressevorführung vermutlich um ein oder zwei Stunden nach hinten geschoben werden. Keine Ahnung also, was wir da unterschrieben haben. Man kann das getrost als Farce bezeichnen, an deren Formulierung vielleicht ein paar Anwälte einige Dollar verdient haben. Man vermutet, es geht darum, nicht zu viel ausuzuplaudern.

So viel darf bestimmt verraten werden, Keanu Reeves als John Wick spielt mit, wenn er auch nur kurze Auftritte hat.

Einen aparten Zusammenhang bietet der Film von Len Wiseman nach dem Drehbuch von Shay Hatten und Derek Kolstadt außerdem: den zwischen klassischem Ballett und dem Killermetier.

Es geht hier um eine Killerin Eve (Ana de Adams), die in einem russischen Internat zur Tanz- und Kampfmaschine ausgebildet wird. Das hat eine familiäre Bewandtnis, denn den Killer- und Kämpferinnenberuf, den sucht man sich nicht aus, der findet einen, wie ein eingestreuter Aphorismus feststellt.

Die Schule heißt Ruska Roma und wird geführt von einer Directrice (Anjelica Huston). Die sieht so aus, wie sie offenbar in Filmen mit Geheimhaltungserklärung aussehen müssen, wie eine Puffmutter, die gnadenlose Variante. Sie ist definitiv mehr als eine Internatsleiterin und auf dieser Mehr-Ebene ist sie im Clinch mit anderen Organisationen. Es braucht in einem Actionfilm Gegenspieler, das ist bestimmt nicht zu viel verraten.

Die Motivation der Killerin, die zur Tänzerin ausgebildet worden ist, dürfte eine Rache-Geschichte sein, ein unerledigtes Vaterthema. Und wer das genau wissen will, der muss den Film anschauen.

Es ist ein Film, in dem Eve, die erwachsene Variante, wo immer sie hinkommt, vom ersten Moment an die Ballerei und die Kämpferei losgeht, dankenswerter Weise nicht mit dominant erkennbarer Postproduktionshilfe, trotzdem zieht es sich, Kampfszene um Kampfszene.

Der Film ist relativ staatstheaterlich und mit viel Glyzerin als Tränenersatz (als stellvertretendes Beispiel für die Machtart) hergestellt.

Man könnte vielleicht von einer gewissen plakativen Schematisierung von Handlung und Inszenierung sprechen. Mit der Erwähnung von Tschaikowsky im Zusammenhang mit einer Spieluhr mit Tänzerin oder mit Tarkowskis Rubljow gibt sich der Film einen kulturellen Anstrich.

Die Ortschaft Hallstatt im Salzkammergut kommt vor und es gibt Momente, in denen deutsche Brocken von anonymen Bösewichtern zu hören sind.

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