Romanzen im Schatten des Koreakrieges
Der Film von Daniel Minahan nach dem Drehbuch von Bryce Kass nach dem Roman von Shannon Pufahl zeigt, dass es in den USA der späteren 50er Jahre des letzten Jahrhunderts nebst Koreakrieg und Atomtests in Nevada noch ganz andere Dinge gab, die damals so auch nicht hätten gezeigt werden dürfen. Liebesgeschichten nämlich, die heute wie im Beispiel der Oslo Stories anders erzählt werden als hier, wo immer auch eine durchaus verehrende Hommage an das Hollywood jener Zeit mitgeflüstert wird.
Etwas verhuscht, als ob das auch heute noch nicht dick aufgetragen erzählt werden dürfe, zeichnet der Film das zentrale Verhältnis der beiden Brüder Julius (Jacob Elordi) und Lee (Will Poulter) nach. Beide sind im Koreakrieg zugange. Julius kehrt frührer zurück, Lee muss nochmal eine Runde ran. Lee ist entschlossen, Muriel (Daisy Edgar-Jones) zu heiraten. Sie wollen aus Kansas wegziehen nach Kalifornien, sich dort ein Häuschen kaufen.
Lee ist der geradlinige Mann, dem Fremdgängertum, schon gar nicht in andere Gefilde, undenkbar ist, er will ehrlich sein Geld verdienen, Kinder haben, hübsch, aber von der Haltung her der Spießer.
Julius baggert Muriel an, hat aber ein weiteres Feld an erotischen Bereichen. Er ist ein Spieler. Muriel auch (Pferdewetten). Sie versucht, das vor Lee zu verheimlichen.
Julius geht seiner eigenen Wege. Arbeitet im Pokermilieu in Las Vegas, verdient sein Geld mit organisierter Betrügerei. Dort lernt er Henry (Diego Calva) kennen. Umstandslos werden sie ein inniges Paar. So direkt hätte man das damals wohl nie zeigen können. Jetzt geht’s zur Sache, aber ordentlich mit Unterschwäsche bekleidet.
Muriel und Lee sind nach Kalifornien gezogen in eine neues Haus im Arroyo Club. Muriel lernt Sandara (Sasha Calle) kennen. Die wiederum hat Zugang zu einem diskreten Club, in dem nur Männer verkehren, miteinander höflich tanzen, rumsitzen, rauchen, trinken.
Der Film behandelt das ewig gleiche, ewig immer wieder aufregende Thema der Geheimnisse in einer Beziehung oder umgekehrt gesehen, des Tödlichen einer ausschließlichen Zweierbeziehung. Das ewige Thema der Lust und des Bedürfnisses der Festschreibung der Lust. Des Widerspruchs zwischen erotischem Abenteuer und erotischer Sicherheit, verbunden mit dem Wunsch, sich ein Leben zu bauen, eine Zukunft. Der Film kommt als eine wunderschön unaufdringliche Romanverfilmung daher mit einem Hauch Romantik in Bild, Besetzung und Spiel.