Doku in drei Schuhen
Diese Doku von Aljoscha Pause kommt in drei Schuhen daher.
Der kleinste und vielleicht spannendste, das sind die Archivaufnahmen aus den 68ern von seinem Vater, einem typischen Vertreter des aufrührerischen Teils jener Generation, die mit Performance-Projekten auf sich und den üblen Zustand der Welt aufmerksam gemacht haben.
Der zweite, etwas größere Schuh, der von Bonner lokalkultureller Bedeutung mit Ausstrahlung auf die deutsche Kabarettszene, das ist das Lebenswerk des Vaters des Dokumentaristen, von Rainer Pause und dem Pantheon-Theater in Bonn.
Der dritte und größte Schuh dieser über zweistündigen Doku ist vielleicht der schwierigste, der privatistische, er betrifft das Schicksal eines Promikindes eines Workaholics, nämlich des Filmemachers selbst, der in seiner Kindheit und Jugend irgendwie keinen Platz im Leben und Denken seines Vaters gefunden hat.
Es ist das Schicksal vieler Promikinder, die, wie die Tochter von Hannelore Hoger erzählt, allenfalls mal bei einer Preisverleihung in aller Öffentlichkeit eine öffentlichkeistwirksame Liebesbekundung erhalten.
Der Film ist als ein gemeinsamer Spaziergang von Vater und Sohn inszeniert. Sie begehen Orte, an denen sie gelebt haben. Es ist die typische Art von Fernsehdokumentation mit jeder Menge Talking Heads. Hier sind es vor allem Leute aus der Kabarettszene.
Der Film erzählt auch ein Bekehrungs-, ein Läuterungs- oder ein Erweckungserlebnis des Filmemachers selbst, der die Jugend im Party-Exzess ausgelebt hat und mit 22 hat es ihn richtig erwischt, dass er von dem Moment an den Hebel auf seriös umgelegt hat. Jetzt ist er ein seriöser Dokumentarfilmer geworden, zumindest in den Augen der kofinanzierenden Fernsehredaktion. Bei aller Liebe: es beschleicht einen bei diesem Film das unangenehme Gefühl, ungefragt in eine unerledigte, vielleicht gar nie zu erledigende, Vater-Sohn Geschichte hineingezogen zu werden.