Die Vorkosterinnen

Junge Frauen in delikat-pikanter Zwangslage

Längst scheint die Nazizeit, der Holocaust, ein Feld, das kinematographisch abegegrast ist. Trotzdem gibt es immer wieder Filme, die aufhorchen lassen, wie Die Ermittlung oder The Zone of Interest. Andere wiederum wirken mehr wie Ährenlesen, wie zuletzt Irinas Geheimnis oder jetzt der Film von Silvio Soldini, der mit 6 Koautorinnen (die sprichwörtlich zu vielen Köche?) das Drehbuch nach der Geschichte von Rosella Postorino geschrieben hat.

Die dokumentarische Grundlage ist dünn, sehr dünn, sie beruht einzig auf den Aussagen einer Margot Wölk, die mit 95 im Jahre 2012 und kurz vor ihrem Tod, so ist es vor dem Abspann zu lesen, dieses Geheimnis gelüftet hat, alle anderen Zeuginnen hätten den Krieg nicht überlebt – so bilden sich Sagen und Legenden, wobei dieser nicht unbedingt Langlebigkeit prognostiziert werden dürfte, da die Story wenig Substanz aufweist und diesen Mangel nicht etwa gedankenreich oder durch spannende Figurzeichnung kompensiert, vielmehr wirkt sie wie ein Fantasieprodukt. Dass der Film ins Raster Holocaustverarbeitung passt, mag seine Finanzierung erleichtert haben.

Ungewöhnlich und überraschend ist schon das Konstrukt, dass sieben junge, ungewöhnlich hübsche und für den Kriegszeitpunkt überraschend gut ernährte und ebenso überraschend gut angezogene Frauen als Vorkosterinnen in einem streng militärisch abgeschirmten Bereich in der Nähe von Berlin auf dem Land die Gerichte von Hitler testessen sollen.

Es sind Rosa (Elisa Schlott), Elfriede (Alma Hasun), Leni (Emma Falck), Heike (Olga von Luckwald), Sabine (Kriemhild Hamann), Ulla (Berit Vander) und Augustine (Thea Rasche). Sie werden zwangsrekrutiert und müssen täglich, wenn denn der Führer in jenem sogenannten Hauptquartier sich aufhält, mittags und abend das Essen vom Koch (Boris Aljinovic) vorkosten.

Der Film fängt im November 1943 an, in einer Zeit also, in der es nicht mehr gut um das Nazireich bestellt ist und Nahrungsbeschaffung zusehends prekärer wird, selbst der Koch wird sich beklagen.

Da in diesem Hauptquartier auch eine Menge Nazisoldaten vorhanden sind, die oft den jungen Frauen die Befehle erteilen und sie bewachen müssen, hat Silvio Soldini, sich auf ein Naturgesetz berufend, das Männchen-Weibchen-Spiel nicht außer Acht gelassen, es kommt zu Begegnungen, zu einer Liebelei.

Die Frauen haben alle keine Männer zuhause, gefallen oder im Krieg. Die Dialoge wirken oft, als seien sie erfunden, um die Zeit in diesem Zwei-Stunden-Film zu füllen, denn anekdotisch gibt es nichts Aufregendes, außer dass die Frauen steif am gedeckten Tisch sitzen und das Essen probieren. Was es genau ist, ist nicht so präzise mitzubekommen.

Einmal schwimmen die Frauen auch und eine fragt die andere, ob sie Kinder möge. Eine Abtreibung wird vorgenommen, um den Seitensprung einer Strohwitwe nicht ruchbar werden zu lassen.

Ein Dialogsatz wie, dass man im Krieg den Verstand verliere, macht sich sowieso gut. Und Rührerzählungen ebenso. Max Riemelt versucht in der Rolle eines Obersturmführer dem Vernichtungsapparat menschliche Züge zu verleihen, eine bestimmt gut gemeinte, aber naive Einstellung dem Thema gegenüber.

Dem Film wird ein dramatisches Ende aufgepfropft.


„Nel 2012 a 95 anni, poco prima di morire, una donna die nome Margot Wölk ha rivelato di essere stata una delle giovani tedesche costrette ad assaggiare i pasti di Hitler. Nessuno aveva mai saputo dell‘ esistenza delle assaggiatrici. Margot Wölk è stat l‘ unica tra loro a sopravivere alla fine della guerra.“

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