Strandkinder und Töchterchen mit Chauffeur
Elbidylle Blankenese noch in der Zeit vor dem Euro, just an der Schwelle des invasiven Aufkommens der Handys, in der Zeit, als ein jugendlicher Nerd schon mal eine holprige Flugdrohne aus seiner Schulmappe zaubert, eine Zeit, in der ein reicher Hamburger Blankenese-Villenbewohner seiner Frau völlig unbelastet den Satz „Wir schaffen das zusammen“ sagen kann.
1997 hatte Stephanie Grau mit Eckehard Schweppe und den Kindern ihrer Theaterschule die Idee zu einer TV-Krimiparodie vor dem Hintergrund der Klassenunterschiede, die sich am Elbstrand zeigten.
Der charmante Kinderfilm, der nur so vor Begeisterung für das Projekt sprüht, kommt jetzt, 28 Jahre später, als Trouvaille in die Kinos.
Und wenn man nur ins Staunen kommt, wie die Welt sich seither verändert hat; wie einem die Zeit vor der Jahrtausendwende hier wie eine heile Welt vorkommt, eine übersichtliche Welt, bei der das Kind des Kommissars noch ungeniert in Akten rumwühlen kann, oder die Kinder von draußen einer Unterrredung im Kommissariat lauschen können.
Für die Strandkinderwelt steht Figaro (Jörg Pleva). Er ist ein obdachloser Träumer, der sich mit seinem Hund am Elbstrand heimisch gemacht hat mit einer provisorischen Hütte und einem von den Nachbarn bemängelten Lagerfeuer. Die Strandkinder mögen ihn. Er kitztelt ihre Träume mit Ideen zur Seefahrt im Traumschiff.
Auf dem Schulweg überfährt der Chauffeur des feinen Töchterchens Alexa fast die Schulkinder. Alexa wirkt blasiert und ist isoliert; gleichzeitig kümmern sich die Eltern nicht um sie; sie ist wohlstandsverwahrlost.
Eines Tages ist Alexa verschwunden. Aus Zeitungstexten ausgeschnitten und zusammengeklebt liegt eine Geldforderung vor.
Hier kommt der reale Tatort-Kommissar Martin Lüttge als Kinderfilmkommissar ins Spiel mit seinem Assistenten (Kai Helm). Der Film ist voller Anspielungen auf die Fernsehkrimirealität. Musikalisch gibt es Anleihen beim Tatort-Motiv und beim Derrick, von dem es auch ein Bild in den Film geschaffen hat. Tempi passati.
Der Film verlustiert sich am Sujet des falschen Verdachtes, des gestohlenen Ruderbootes und der Strandclique, die die Sache erfolgreich und systematisch in die Hand nimmt und es gleichzeitig schafft, die damals schon merkliche Schere zwischen Arm und Reich herzlich zu überbrücken. Auch das wäre heute so kaum mehr vorstellbar mit so einer zupackenden Herzlichkeit.