Caught by the Tides

Ein Reisefilm

Ein Stück Chinareise, ein Stück Lebensreise, eine Reise durch ein Stück chinesischer Geschichte in der Art eines Realismo Chino präsentiert Jia Zhang-ke, der mit Wan Jiahuan auch das Drehbuch geschrieben hat.

Es fängt an in Datong in Nordchina um 2001. Eine Minenarbeiterstadt. Es gibt ein Interview mit einem Unternehmer, der ein leerstehendes Lokal reaktiviert, damit die Minenarbeiter in ihrer Freizeit oder die Rentner ein Vergnügen haben können. An der Wand eine Inschrift MUSIK TANZ TEE. Er hat ein Maogemälde gefunden. Er will er besser sichtbar positionieren. Wie er sich finanziere, denn der Eintritt ist frei. Die Sängerinnen würden ihm 10 Yuan bezahlen.

Der Film beobachtet Auftritte von Sängerinnen und wie sie im Publikum um einen Obulus bitten oder sich im ersten Stock in Separées mit Männern treffen.

Eine Frau reißt sich von ihrem Mann oder Freund, der in einem Bus haust, los. Mit ihr begibt der Film sich auf Chinareise. Die Historie spielt mit. Es gibt eine Feier zur erfolgreichen Olympiabewerbung. Die Reise geht flusswärts auf dem Jangtse zum Dreischluchtendamm. Der Film ist jetzt in 2006. Das Thema Umsiedlung. Wandinschriften: Ich klage an. Es gibt gezeichente Erdbebenreminsinzenen. Erinnerungen an eine verlorene Stadt. Shenzou ist heute laut einer Nachricht ins All gestartet.

Die Frau ist weiter allein unterwegs. Sie verschickt Handy-Nachrichten an ihren Mann, der nicht antwortet. Der Film schaut in einer Kirche vorbei. Ein Humanroboter kommt ins Bild, schüttelt Hände mit einem Menschen. Abriss spielt eine Rolle. Das neue China.

Es gibt Songs, Schlägertrupps, kriminelle Unternehmer, Festivitäten. Chinesisches Allerlei, Polizei, Verhaftung. Ein Wahrsager bietet sich der Protagonistin an. Sein Originalhaar unter der schwarzen Perücke ist blond gefärbt. Am Radio ist die Rede vom neuen Weltwunder, dem fertiggestellten Dreischluchtendamm. Es folgen atmosphärische Regenbilder.

Die Protagonistin gibt eine Vermisstenanzeige für Herrn Bin auf. Diese wird auch am Fernsehen verbreitet. Trennung der beiden wird bei einem Treffen entschieden. Ein teils besinnlich-meditativer Chinabetrachtungsfim.

Dann ein Inlandflug zu Pandemiezeiten, alle Passagiere mit Maske und die Angabe: Zuhai, Südchina, 2022. Ein gehbehinderter Flugpassagier rückt in den Fokus des Interesses. Es ist Bin.

Radioinfo: Fußball-WM in Katar. Corona-Management fehlt so wenig wie Tik-Tok, Magneteisenbahn oder motorisierter Drachenflieger. Der Faden des Filmes ist die weitgehend unerfüllte Liebesgeschichte zwischen Ben (You Zhou) und Qiaoquiao (Tao Zhao).

Vielleicht könnte man das auch so lesen: China: eine unerfüllte Liebe. Das ist ein schmaler Grad, wenn man seine Heimat liebt, diese aber von einem parteidiktatorischen Regime geknutet wird, wenn man eine glaubwürdige Liebeserklärung abgeben möchte, die garantiert nicht zu Propagandazwecken missbraucht werden kann, die aber auch nicht, wie es bei vielen Iranern der Fall ist, im Ausland erstellt werden muss. Trotzdem: Du sollst Hochchinesisch sprechen, wird ein Bediensteter angefaucht.

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