Entstehung eines Musikstückes
Über die Performance von Musik gibt es ein Meer von Filmen, über Bands, Biopics über Musiker. Über das Herstellen von Musik, gar das Komponieren: die Filme muss man suchen. Ok, da gab es kürzlich den eher verunglückten Versuch über das berühmte Stück Bolero.
Komponisten beim Komponieren zuzuschauen, ist nicht unbedingt ein sich aufdrängendes, kinematographisches Topos. Sabine Herpich hat sich daran gewagt. Sie hat Barbara Morgenstern beim Komponieren zugeschaut. Das ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Sie stellt sich mit der Kamera in nächster Nähe ihrer Protagonistin auf, vermutlich bei dieser zuhause, reglos, ruhig und lässt die Kamera laufen.
Barbara Morgenstern sitzt am Elektropiano, einen Laptop vor sich, ein Computerbildschirm zeichnet ihre Tastendrucke gleich als Noten auf, das ist schon mal attraktiv. Zwischendrin wendet sich die Musikerin lachend an die Dokumentaristin und meint, sie habe das Gefühl, sie müsse jetzt ständig alles erklären, was sie gottseidank lässt. Kurz fliegen die Gedanken zum Dokumentarfilm Gerhard Richter Painting. Hier hat Corinna Belz Gerhard Richter beim Malen zugeschaut, genau so neugierig und respektvoll. Der Maler aber regt sich zwischendrin auf über sie und meint, sie irritiere ihn.
Nicht so bei Barbara Morgenstern. Sie dürfte sich wohl bewusst sein, dass so ein Film selbstverständlich auch ein Promo-Artikel ist, dem sie nicht im Wege stehen will.
Beim Komponieren bleibt die Doku nicht stehen. Es geht weiter mit Üben mit anderen Musikern, zuerst in der Wohnung, dann im Studio.
Der Film hat einen wohltuenden Rhyhtmus, ohne Hektik, unaufdringlich, lange feste Einstellungen, selten ein Schwenk. Dazwischen gibt es Clips aus Interviews, Fotosessions, Proben mit der Band, Management-Besprechungen, wie das mit der Förderung ist, wo man auftreten könne.
Spannend, zu sehen, wie heute auch in der Kunst nichts mehr ohne Computer geht, auch wenn diese Musikstücke mit den Instrumentalisten nicht unter die Konnotation elektronische Musik passt, mit welcher die Protogonistin sich ihren Namen gemacht habe. Gerne würde man fragen, wie groß die Verführung ist, KI zu verwenden.