Dem Tod nachhorchen
Bereits mit seiner exponierenden Szene vermag der Film von Rúnar Rúnarsson zu fesseln.
Eine Liebe, eine heimliche Liebe, die von Una (Elín Hall) zu Diddi (Baldur Einarsson). Liebe pur, Kino pur. Ihre Gespräche im Bett, am Meer. Als Info fällt bei den Plaudereien ab, dass Diddi eigentlich mit Klara (Katla Njßálsdóttir) zugange ist und die Beziehung endlich beenden soll. Er verspricht es für den folgenden Tag, an dem er einen Inlandflug habe.
Diese Liebe wirkt wie eine unangestrengte Liebe für die Ewigkeit, nichts von all den Alltäglichkeiten, die das Zusammenleben so schwer machen können, zwei Menschen, die überzeugt sind, für einander geschaffen zu sein. Eine Liebe außerhalb der Gesetze der Schwerkraft.
Er muss früh raus am nächsten Morgen, sie soll zur Schule, eine Kunstuni, über welche das Thema Performance noch eine Rolle spielen wird, ein Sujet, was die assoziative Energie des Zuschauers auch als Thema über den Film zu legen versucht, eine Performance über Trauer, über den Tod, das Leben, die Jugend.
Vorher passiert das Unfassbare. Erst wird es als Schlusspunkt der Exposition ohne jeden Text eingeführt, eine lange Autofahrt durch einen Tunnel. Plötzlich Feuer, Rauch. Nach und nach sickert nach den Titeln der Unfall in das Bewusstsein der Figuren im Film als auch der Zuschauer ein.
Vielleicht ist Diddi in einem der Autos. Es muss ein schrecklicher Unfall gewesen sein. Wie gehen die jungen Menschen damit um? Ok, es gibt eine kirchliche, offizielle Verabschiedung. Aber wie gehen Una, Klara und die anderen aus der Freundesclique mit dem Tod um?
Wie gehen die beiden Frauen mit dem Verlust und auch miteinander um? Die eine trägt ein schweres Geheimnis in sich. Es wabert diskret und unaufdringlich die Todesfrage, die Sinnfrage durch den Film, die eine besondere Farbe bekommt, wenn es junge Menschen trifft.
Der Tod lässt die Planungen, die Liebe wie auf tönernen Füßen erscheinen. Es gibt Versuche, dem zu begegnen, das Thema der Performance an der Kunstschule. Man kann die steile Kirchenbetonfassade, die nach oben spitz zuläuft, anschauen, dann rückwärts gehen und ein Schwindelgefühl erleben, oder einfach sich in fürsorglichen Zeueinanderpyramiden aufbauen oder einen Tanz, der wie eine Trauertrance wirkt, machen, die Trauer wegtanzen. Oder man kann sich in Symbolismus retten, zu retten versuchen, wie schon der Titel zeigt oder wie eine ewig lange Drohnenfahrt wenige Meter über dem Meer es vormacht, die sich auf die Lichtreflexe der untergehenden Sonne konzentriert. Da bekommt das Ganze etwas Trauerkartenhaftes.