Hickhack von drei Frauengeneration um die Träume
In diesem zweiten Teil der Oslo Stories von Dag Johan Haugerud, der mehr wie eine spannend bebilderte Romanlesung daherkommt (und wenn man sich darauf einlässt, wird man mehr als entlohnt), kann jeder für sich die Highlights rauspicken.
Das ist für mich der Hickhack der drei Generationen von Frauen um die Träume der Jüngsten, der Tochter und Enkelin, die Träume von Johanne (Ella Overbye), die noch zur Schule geht. Sie verliebt sich unsterblich in ihre Lehrerin Johanna (Elome Emnetu). Diese sieht sich als Künstlerin und nicht als Pädagogin. Aus diesem Grund hat sie auch kein Problem, die Schülerin bei sich zu Hause zu empfangen.
Es ist eine ahnungsvolle, hoffnungsvolle Geschichte, die sich aus der Sicht von Johanne anbahnt. Sie findet in diesem unausgesprochenen Graubereich der Zeichen und Deutungen statt, zufälliger Berührungen, harmloser Berührungen, die vielleicht auch anders gesehen werden können.
In Johanne entwickelt sich eine Traumwelt, die in der Realität genügend Bestätigung findet, die schnell an ihre Grenzen stößt. Johanne führt Tagebuch über ihr schier explodierendes, unerfülltes Gefühlsleben.
Mutter Karin (Anne Marit Jacobsen) bekommt nichts mit oder nur, dass was nicht stimmt mit ihrer Tochter. Oma Kristin (Ane Dahl Torp) gibt sich verständiger. Sie ist selber Schriftstellerin und kommt hinter die Aufzeichnungen von Johanne. Sie tut begeistert, schlägt vor, diese ihrer Verlegerin zu zeigen.
Die Mutter fällt aus allen Wolken und Dag Johan Haugerud beschreibt die Prozesse um diesen Text präzise und nicht humorfrei. Erst tut die Eltern- und Großelterngeneration begeistert, dann scheint sie zu bremsen, wenn es ernsthaft darum geht, dass Johanne ihren Traum verwirklichen will.
Der Film ist eine endlose, fesselnde Textsuada, überwiegend Voice-over von Johanne erzählt, dann wieder dialogisch. Er ist durchaus auch selbstironisch, an einer Stelle fragt Johanne ihren Psychologen (Lars Jacob Holm), den sie nach all den Gefühlswirrungen doch aufsucht und den sie über seine Website kennt, wie er es schaffe, mit so wenig Text so viel zu sagen.
Bei einem Waldspaziergang von Mutter und Oma, die das Thema der Tochter durchhecheln, gibt’s einen Literrturhinweis. Sie begegnen drei pilzsuchenden Schwestern: den Bronté-Schwestern.