Islands

A Littel Inconvenience

Vielleicht will Jan-Ole Gerster, der mit Blaz Kutin und Lawrie Doran auch das Buch geschrieben hat, bewusst den Zuschauer erst mal manipulieren.

Das erste Bild ist reine Sandwüste und nichts sonst und ein Mensch, der da liegt, unklar, ob lebendig oder tot. Man denkt an einen der unzähligen Flüchtlingsfilme wie Ich Capitano.

Dieser Mensch bewegt sich, steht auf. Es ist keiner aus einem Flüchtlingstreck. Es ist Sam Riley als Tom, der zu einem Auto geht, das außerhalb des Bildrandes steht, holt sich einen Schluck Wasser. Er fährt über eine Teerstraße los.

Tom ist Tennislehrer in einer Ferienanlage auf Tene, wie es später mal heißt, Teneriffa, in Sichtweite zu Fuertaventura, wo ein Vulkan ausgebrochen ist. Der wird später eine Rolle spielen. Wobei ein Vulkan von hohem Symbolgehalt ist, blutende Erde, speiende Erde, verletzte Erdrinde bis hin zum Empedokles, der sich in einen hineinstürzen wollte, um sich der Erde zurückzugeben.

So philosophisch wird der Film nicht. Er nimmt sich lieber ein Stück westlicher Lebensbefindlichkeit vor, das Urlaubsleben in einer Ferienanlage. Hier kann man Tennis spielen. Tom ist Tennislehrer. Viel mehr ist über ihn nicht zu erfahren. Und das ist dann doch ein eklatanter Unterschied zum Film Oh Boy vom selben Regisseur. Hier stromert der Protagonist Tom Schilling durch Berlin. Er hat einen klaren Konflikt, der ihn treibt, das ist derjenige zu seinem Vater. So wird die Spannung im Film erzeugt.

Darauf verzichtet Jan-Ole Gerster hier und statt auf Exposition setzt er lieber auf Explikation. Deutlich wird erklärt, wie es Tom mit seiner Stundenplanung hält. Dass ihm ein früher Beginn um neun nicht passt und dass das französische Paar zwar Tennisstunden buche, aber noch nie gekommen sei.

Die Concierge bringt die Info in den Film, dass Tom ausgebucht sei. Das zu wissen wird wichtig, wenn Anne (Stacy Martin) um Extra- und Einzelstunden für ihr Söhnchen Anton (Dylan Torrell) bettelt. Sie kommt mit dem Bus in der Anlage an. Der erste Blick zwischen ihr und Tom ist überdeutlich fingerzeigedick inszeniert wie in einem schlechten Studentenfilm.

Der Film erklärt, dass Tom nichts gegen ein Extrageld habe, er verheimlicht aber, wozu er das braucht.

Zu dem Zeitpunkt erinnert der Film Resort-Film wie Ulrich Seidls Paradise Liebe oder einen Film mit Hannelore Elsner Alles inklusive aber auch Animal über Animateure auf einer griechischen Urlaubsinsel.

Es gibt eine Szene, wie Tom Party macht und in fremden Betten landet.

Mit der Ankunft der Familie McQuire mit Anne, Anton und Vater Dave (Jack Farthing) rückt der Film deren Familienproblematik ins Zentrum des Interesses. Der Haussegen scheint schief zu hängen.

Überdeutlich hebt der Film Berühungen von Tom und Anne hervor und wieder glaubt man sich momentweise in einem eher schwachen Film.

Nach dem Verschwinden von Dave werden Polizeiszenen eingefügt, die erschreckend an das deutsche Fernsehen erinnern. Lange kann man so mit diesem gehypten Film hadern.

Andererseits ist da diese Musik, die in einer eigenartigen Diskrepanz zur doch recht banalen Handlung steht. Zusammen mit den exzellenten Schauspielern erzeugt das eine dichte Atmosphäre. Zur Versöhnung mit dem zwei Stunden langen Film trägt die Bemerkung von Dave bei, der sich für die kleine Unannehmlichkeit entschuldigt. So rückt er nah heran an ein Stück europäische Lebenswirklichkeit.

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