I am the River, the River is me

Lässig-lockere Flussfahrt

So lässig locker dürften touristische Studienreisen selten sein, wie diese Ruderbootsfahrt den Whanganui River hinunter in Aotearoa in Neuseeland.

Die Lockerheit verdankt sie einerseits dem einheimischen Reiseleiter Ned und Stud, der von einem anderen Fluss her kommt, als auch dem norwegischen Dokumentaristen Petr Lom, der mit Corinne van Egeraat auch das Drehbuch geschrieben hat. Er ist ebenfalls der Kamermann, legt gleich die Dokusituation offen, setzt die inzwischen ausdauerstarken Drohnen erhellend, aber auch spielerisch ein, einmal macht er sich einen Witz daraus, mit der Kamera draufzuhalten, wie eine Mitfahrerin versucht, die Drohne im Fluge einzufangen.

Sicher ist eine großartige Kamera mit entsprechenden Naturaufnahmen, diesem opulenten Grün und die auch ein hervorragendes Auge für sinnigen Beifang hat, die halbe Miete einer Dokumentation über einen Fluss. Die andere Hälfte ist die Moderation von Ned, dem Maori vom Stamme der IWI, einem Aktivisten, einem der viel zu erzählen hat, das aber ganz ungezwungen und spontan tut, wieso der Fluss der erste ist, der den Status einer legalen Person erhalten hat. Dazu gibt es Clips aus dem Parlament.

Die Mitreisendenden sind aus aller Welt, sogar ein Sef aus Bayern, der sich wegen dem Lech (dagegen schaut der BR mit seiner Lech-Doku reichlich altbacken aus) für das Whanganui-Projekt interessiert; sie wollen etwas erfahren über den Umgang mit diesem Fluss.

Vielleicht einer der überraschendsten Theorie- oder Philosophiepunkte der Maori ist derjenige, dass die Natur, der Fluss, auch uns zuhört, sie uns beobachten. Da denkt man an den Film über die Krähen, Krähen – Nature ist Watching us, der ein Bewusstsein für diesen Fakt geschaffen hat.

Das ist ein besonders wichtiger Impuls und eine besonders wichtige Erfahrung, ein höchst willkommener Ausflug angesichts des pöbelnden Rabaukentums, das im Weißen Haus Einzug gehalten hat mit dem Motto Drill-Baby-Drill, ohne jede Rücsicht auf eine eh schon geschundene Natur. Und 88 Minuten Entspannung dazu.

Es gibt Infos über die Maoris, ihre Tattoos, ihre Musikinstrumente und ihre Musik, ihre Verbundenheit zur Natur, die Konnektivität; aber auch Verweise auf die grauenhaft brutale Behandlung durch die Kolonialisten; die Diskriminierung.

Ein weiterer gedanklicher Input ist derjenige, dass wir alle verschieden seien, aber dass wir alle Gleiche sind oder die Differenze zwischen Besitzen (der zerstörerische Kapitalismus, wenn wir das recht verstehen) und Behüten oder Bewahren (der Umgang der Indigenen mit der Natur). Im Abspann der Hinweis darauf, dass Rights of nature is now the fastest growing movement in the world.

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