Balconettes

Bunt, lebendig, quirlig,

sind Frau‘ s Hitzefantasien im sommerlichen Marseille, während eine Hitzeglocke über Frankreich lastet.

Die Frage ist, ob diese Horrorhitzefantasien nur bunt, lebendig, quirlig und also unterhaltsam oder ob sie auch feministisch emanzipatorisch sind.

Sie sehnen sich nach Freiheit, Hemmungen, in der Öffentlichkeit ihre Brüste zu zeigen, haben sie nicht. Ruby (Shouheila Yacoub) macht auch mehr im Internet, wenn Männer dies wünschen. Aber das ist das alte System.

In der Wohnung in Marseille wohnt Nicole (Sanda Codreanu). Sie ist Autorin und sucht Inspiration von ihrem Balkon aus. Die Aussichten sind gut. Es gibt Einblicke in andere Wohnungen. Sie beobachtet einen Mord auf einem Balkon. Referenz an Hitchcock. Aber sie sieht auch gegenüber einen prima gebauten Mann (Lucas Bravo), der bemerkt, dass er beobachtet wird.

Elise (Noémie Merlant) vervollständigt das Trio. Sie ist Schauspielerin, auf Marilyn Monroe geschminkt, trägt das sexrote Signalkleid, die blonde Perücke und kommt im roten Auto angefahren, das prompt den Amischlitten des Fotografen von gegenüber beschädigt.

Elise bekommt ständig Anrufe von Paul (Christophe Montenez). Eine Rückblende erzählt, dass Paul, je mehr Abweisung er durch Elise erfährt, desto ralliger wird. Schwanger ist sie trotzdem. Auch ein übliches Frauenproblem, dem sie auf üblichem Wege zu begegnen versucht.

Der Film von Noémie Merlant fängt mit einem großartigen Wimmelbild der Blicke in Balkone und Fenster gegenüber der Protagonistinnenwohung an, herzlich, herzerwärmend, die Menschen leben ihr Leben.

Die Autorin muss nur Augen und Ohren offenhalten und, da sie offenbar ein Faible für Horrorfantasien hat, bietet sich der Stoff von selbst an mit dem Kontakt zum gut gebauten Maler von gegenüber.

Plötzlich sind die drei Frauen mit einer Leiche konfrontiert und es ergibt sich der Verdacht, dass die Filmemacherin vielleicht eine Überdosis an Leichenbeseitigungskrimis gelesen habe. Die Frage allerdings, ob der Film nun emanzipatorisch oder nur hitzelustig ist, die kann er zwingend nicht beantworten. Die muntere Handkamera und die bunte Ausstattung suggerieren eine Menge Empathie für das Unternehmen. Irgendwie können die Frauen eben doch nicht ohne die Männer.

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